Montag, 16. Januar 2017

Der Koran im christlichen Gottesdienst

Eine Phrase wird dieser Tage oft und in leichter Variation immer und immer wieder preisgegeben.
Es geht dabei um die Gleichsetzung von Islam und Christentum, von Koran und Bibel, vom christlichen Gott und der Dreifaltigkeit mit dem islamischen Allah.
Nun bin ich, wie oft betont, kein Theologe und halte mich auch nicht für sehr bewandert oder berufen, mich zu komplexen Themen dieses Bereiches zu äußern, aber das dies Wunschdenken von Menschen ist, denen es weniger um Gottesverehrung als ein friedliches Miteinander geht, ist für mich offensichtlich. Und nur wenige Stunden Recherche liefern einen schier endlosen Strom schwer bis unwiderlegbarer Argumente.
Nun kann man als Katholik, als weißer Deutscher (selbst mit einem innereuropäischen Migrationshintergrund) darüber so viel diskutieren wie man will, am Ende landet man auf der persönlichen Eben und wird schlicht mit dem Vorwurf der Vorurteile, des Rassismus, der Islamophobie und vielen weiteren Verunglimpfungen bedacht.
Immer mal wieder aber demonstrieren Muslime, welche für den Dialog (ein)stehen sollen ziemlich eindeutig, wie es denn nun bestellt ist um die Vereinbarkeit der beiden großen Weltreligionen. So diesmal in Glasgow.
Als Zeichen der eigenen Toleranz und des Wunsches nach Miteinander hatte man dort für den Gottesdienst zur Epiphanie, zur Erscheinung des Herrn, eine Muslima geladen aus dem Koran vorzulesen, was für mich durchaus fragwürdig genug wäre. Zur Mission eines anderen Glaubensbekenntnis an einem der höchsten Feiertage aufzurufen...

Diese dachte sich, es sei wohl angebracht, an jenem Feiertag in einer christlichen Kirche zu demonstrieren, was der Islam über Jesus so lehrt. Grundsätzlich bin ich dafür sogar dankbar, denn es sind solche Passagen (und sie hat nicht vorgelesen, was der Koran und Islam zur Kreuzigung und der Wiederauferstehung zu lehren haben), die deutlich machen, wie verlogen oder unwissend die oben genannten Vergleiche eigentlich sind. Aber in der Situation entspricht das natürlich einer gezielten Provokation. Sie hätte auch gleich den Altar oder das Kreuz entweihen können.
Madinah Javed, so der Name der Muslima, las dabei aus der Sure 19. Dabei geht es insbesondere um die Verse 30 bs 36, in denen der Neugeborene Jesus im Koran zu seiner Mutter und den Umstehenden spricht. Stellt man die Geburt des Herrn aus der Bibel und aus dem Koran nebeneinander, so scheint der Koran gezielt widersprechen zu wollen und dies mit einer Wundergeschichte, die so noch nie berichtet worden war. Jesus soll also gesagt haben, er sei der Prophet Allahs und wenige Sätze später:
Dies ist Jesus, Sohn der Maria - (dies ist) eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind
Es geziemt Allah nicht, Sich einen Sohn zu nehmen. Gepriesen sei Er! Wenn Er etwas beschließt, so spricht Er nur: "Sei!" und es ist.
"Wahrlich, Allah ist mein Herr und euer Herr. So dient Ihm! Das ist ein gerader Weg."  
                                                                                                                                            Sure 19 Vers 34 und 35

Diejenigen, die anderes behaupten als das Jesus nicht Sohn sondern lediglich Knecht und Geschaffener Gottes sei lägen falsch und wären vom Weg abgekommen. Laut Koran sagt der Neugeborene Jesus dies noch in der Krippe - bevor also "alle Welt verkündet" bekommt, wie es im christlichen Glauben heisst. Dieser Moment, nach der Geburt, ist jener, den wir Christen in unseren Krippen und im Krippenspiel selbst unseren Kindern sichtbar machen. Es ist eine kleine Gruppe Eingeweihter. Die drei Weisen, ein paar Hirten, der Engel und die Tiere des Stalles wie der Hirten stehen dort zusammen. Ob man dies glauben mag oder nicht ist nicht mein Thema - es ist die Provokation der Stelle im Koran. Im 7. Jh.enstanden, im 8. oder 9. Jh. standartisiert wird hier der zu dem Zeitpunkt bekannte und etablierte christliche Darstellung gezielt widersprochen und, noch wesentlich bedeutender, der Kern der christlichen Lehre, die Bedeutung und Herkunft Jesus Christus wird in Abrede gestellt.


Viele können heute nicht nachvollziehen, was dies bedeutet. Die fundamentalen Lehren, welche in der westlichen Hemisphäre heute als sakrosankt gelten gestatten den Menschen kein Nachempfinden in diesem Punkt. In einer Zeit, in der viel Aufhebens um die Rücksichtsnahme auf Muslime in Sachen Speise- und Kleidungsgebote gemacht wird, in der Sharia-Polizei ungeahndet seine Gesetze in Moscheeumfeld durchdrücken darf, ist keine Empathie und kein Verständnis für grundsätzliche Glaubenslehren und -befindlichkeiten des Christentums da. Selbst bei Personal der Kirchen.
Hier hatte der Probst der Kathedrale St. Mary eben jene Einladung ausgesprochen und im Programm die erst arabisch gehaltene Lesung abgenommen - über welche hinaus die Studentin dann weiter zitierte zu den ungewünschten aber eben essentiellen Passagen.
Hat also die Muslima provoziert? Ja, natürlich. Sie hielt sich nicht an die Vereinbarung, welche ein falsches Bild der Zusammengehörigkeit hätte zeichnen sollen. Sie hat bewusst in einer christlichen Kirche an einem christlichen Feiertag während einer christlichen Messe vor christlichen Gläubigen die grundlegende Lehre des Christentums abgelehnt und seine Gläubigen als Verirrte dargestellt.
Die Teilnahme war also verlogen und ehrlich in einem.
Verlogen reagierte nun auch der Probst, (very) Reverend Holdsworth. Der ließ der BBC gegenüber ausrichten:
But since then he had witnessed a "storm of abuse" from "10,000 'Christan' voices claiming to know what happened here that night."

He said: "I would not have wished the week that I have had on anyone. The international hue and cry about our Epiphany service was not something anyone here was seeking.
"Our aim and the aim of all involved was to bring God's people together and learn from one another - something that did, beneath the waves of the storm happen, and continues to happen.
"Nobody at that service that night could be in any doubt that we proclaimed the divinity of Christ and preached the Gospel of God's love.
"All of this raises questions about how we live in a globally connected world but I cannot believe that moderate churches in the West should follow a policy of appeasement towards those who are Islamophobic and particularly not towards the recently invigorated far-right media."
Knapp übersetzt, er sehe sich: "(...) seitdem einem Sturm des Missbrauchs durch 10 000ende "christlicher" Stimmen ausgesetzt, die behaupten zu wissen, was in jener Nacht passiert sei.(...)
Es ist das Ziel gewesen, Gottes Gemeinschaft zusammen zu bringen und die Menschen voneinander lernen zu lassen - etwas das ungeachtet des Proteststurmes passiert ist und weiterhin passiere.
Niemand der in jener Nacht da gewesen sei, könne bezweifeln, dass wir die Göttlichkeit Christi verkündet und das Evangelium von Gottes Liebe gepredigt haben.
All das erhebt Fragen über unser Zusammenleben in einer globalisiert verbundenen Welt, aber ich kann nicht glauben, dass moderate Kirchen im Westen der Appeasment Politik in Richtung jener die islamophob sind und insbesondere jener der erstarkten rechts-außen Medien folgen sollten."

Weiterhin ließ er wissen:
such readings have happened a number of times in the past in this and in other churches and have led to deepening friendships locally, to greater awareness of the things we hold in common and to dialogue about the ways in which we differ.
"Solche Lesungen sind schon mehrere Male in der Vergangenheit in dieser und in anderen Kirchen vorgekommen und führten zu einer vertieften lokalen Freundschaft, zum vergrößerten Bewusstsein von Dingen, die wir gemeinsam haben und zum Dialog über die Wege, in denen wir uns unerscheiden."
Ganz eindeutig hat der Mann beschlossen, die Missachtung der Studentin in seinen Betrachtungen außen vor zu lassen und sich in der Sache mehr seinen politischen und sozialen Überzeugungen als seinen Glaubensverpflichtungen hinzugeben.

Ein mittlerweile im Ruhestand befindlicher Reverend, hatte die Sache öffentlich kritisiert und verlangt, dass der Verantwortliche, also Holdsworth zur Rechenschaft gezogen werden muss. Denn dieser muss ja die ganze Sure gekannt haben, die er zuließ und die er scheinbar bewusst nicht vollständig rezitiert sehen wollte. Reverend Michael Nazir-Ali fand dabei für die Verlesung des Korans als Teil des Gottesdienst bereits eine klare Einordnung.

Davon aber mal abgesehen ist es hier in Deutschland kein Stück besser. Von Beschimpfungen übelster Art, die, anders als im Falle des Islam nicht als "Hetze" oder gar "Störung des öffentlichen Friedens" abgelehnt werden sondern von Berliner Richtern auch noch legalisiert bis hin zu GEZ finanzierter Schönrederei, die auf dem gleichen Niveau und mit dem gleichen Ziel abläuft, wie jener Prozess der zu der Situation in Glasgow führte.

Kurzum: Europa hat mit seinem Glauben gebrochen. Inklusive so vieler, die sich noch immer im Glauben wähnen, während sie sich lediglich einen Aspekt herauspicken und die zentralen Lehren, ja die Gottesverehrung selbst außen vor lassen. Es gäbe viel zu tun für die Hirten unserer Tage. Den Menschen nahe zu bringen, dass ein Gottesdienst genau das ist und eben nicht ein "Treffen alter Menschen zur Modenschau" oder alternativ "Kinderbespaßung mit Musik in gediegener Atmosphäre" wäre solch ein Ding.
Es beginnt mit dem Glaubensbekenntnis. Wer nicht dahinter steht, der möge bitte, mit dem Segen aller Beteiligten, weiter ziehen und sich suchen, was zu seinem Glaubensbild passt. Und wer nicht willens ist, die Ablehnung dieses Bekentnisses als solche zu erkennen und zu benennen, der sollte sch vielleicht nicht als Führer und Hirte der Gemeinschaften einsetzen.

Linksammlung:
St. Mary's Cathedral, Glasgow

idea Artikel
BBC Artikel - natürlich kleinredend 
Atikel des Blaze Magazin
Analyse des Orientdienstes der betreffenden Koranstelle




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