Samstag, 27. August 2016

Fort- oder Rückschritt?

In Dänemark hat nun die erste reine Frauenmoschee eröffnet. Eine Frau ruft zum Gebet (adhan), zwei weibliche Imane leiten die "Miriam Moschee" und ausschließlich Frauen dürfen hinein.
Die Regeln dieser Moschee unterscheiden sich ebenfalls deutlich.
Polygamie ist verboten, Frauen dürfen sich ebenfalls scheiden lassen ohne die sonst in der Scharia üblichen Hindernisse, Gewalt gegen die Ehefrau führt zur sofortigen Auflösung der Ehe und im Falle der Scheidung haben die Frauen nicht mehr das Nachsehen um das Sorgerecht.

Das alles klingt sehr fortschrittlich - und das sollte uns zu denken geben. Wenn eine solche Gleichberechtigung, das Recht auf Scheidung und die gleichen Chancen das Sorgerecht zu erhalten als Beispiele oder viel gravierender, das Recht nicht geschlagen zu werden, auf einmal "fortschrittlich" klingen, dann liegt beim Rest doch etwas im argen - zumindest bei einem großen Teil.

Was Muslime davon halten, wird derzeit noch nicht berichtet. Lediglich, dass 60 Frauen am ersten Gebet teilgenommen hätten. Ich behaupte, ähnlich wie die Moschee eines homosexuellen Imans in Paris wird auch diese mehr Ziel von Spott und Anfeindungen als von Pilgern - und auch das wäre dann erschreckend.

Und eines blieb auch hier gleich: Geschlechtertrennung. Ist das also wirklich ein solch großer Fortschritt?

Freitag, 26. August 2016

Europa im Wahnsinn

Während in Italien immer noch Helfer nach tagelangem Einsatz nach Opfern graben und dabei hoffen, nicht nur Tragödien erleben zu müssen, kümmern sich jene, denen es angeblich "um die Menschen" geht lieber um Frankreich und ein bestimmtes Bekleidungsstück.

Meine Gebete sind mit den Italienern und allen tapferen und hilfsbereiten Menschen, die in den Trümmern versuchen jeden und alles zu retten, was zu retten ist. Und bei den Getöteten und ihren Familien.

Es ist nur eine Vermutung, dass dort, in den zerstörten Häusern, jede Hilfe willkommen ist, die geboten werden kann. Ob Brote schmieren oder Hilfsmittel herbeifahren. Ein Teil unserer europäischen Gesellschaft entschied sich dieser Tage lieber, den Franzosen mitzuteilen, dass sie "Frauen nicht sagen sollen, was sie tragen dürfen". Hintergrund ist das Verbot von Burkinis, welches die Polizei an Stränden begann durchzusetzen.
Erstaunlich, dass diese ach so mutigen Vorkämpferinnen der Emanzipation nichts in dieser Art vorbringen, um Frauen vor dem Zwang zur Verschleierung zu schützen - und zwar nicht nur den direkten, sondern auch den unmittelbaren durch den Druck der Umgebung, der Lehre von Kindesbeinen an und dem Vorbild ihrer Verwandten. Und natürlich spielt der Hintergrund der verdeckenden Kleidung ebenfalls keine Rolle für diese Frauen, die von sich behaupten, vielleicht sogar glauben, für die Emanzipation ihrer Geschlechtsgenossinnen einzustehen. Das schamhafte Verbergen von Gesicht und Körper bis zu den Augen ist bestimmt ein Ausdruck freiheitlicher Selbstbestimmung...

Ich bin fassungslos wie verblödet und geistig heruntergekommen viele unserer "Streiter für soziale Gerechtigkeit" und "Feministinnen" mittlerweile sind.

Dienstag, 23. August 2016

Regierung rät zur Bevoratung

Manch Kind des Kalten Krieges wird sich erinnert fühlen: die Regierung rät in ihrem neuen Zivilschutzkonzept zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall. Konkret soll das heissen, dass sich die Menschen einen kleinen Vorrat an Wasser und Getränken für etwa 10 Tage anlegen sollen.
Am Rande sollte man vermerken, dass der aktuelle "Merkzettel" für den Notfall der Behörde aus dem Jahr 2013 stammt und hier die Medien, allen voran wohl die FAS, wohl ein Sommerloch füllen. Aber sei es drum, ich springe auf den Zug auf.
Natürlich wettert die Opposition, die sich auch in der Regierung selbst befindet, gegen diese "Panikmache" und "Aufforderung zu Hamsterkäufen". Und beweist damit ihre weltfremde Ideologie der heilen Welt wie auch die Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Bürger. Ein Notvorrat ist immer eine gute Idee und das Gegenteil von Hamstereinkäufe - die dann stattfinden, wenn nicht vorbereitete Bürger glauben, sich schnell eindecken zu müssen und tausende zeitgleich in die Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte strömen.
Das Beste hoffen und auf das Schlimmste vorbereitet sein ist eine alte Lebensweisheit und hat nichts mit Panik zu tun. Geplante Einkäufe in übersichtlichen Zeiträumen machen die Versorgungslage nicht enger als nötig.
Es ist etwa ein Jahrzehnt her, da kappte ein überraschend strenger Winter (den es dank Klimawandel ja gar nicht mehr geben dürfte) die Stromversorgung im Münsterland und weiten Teilen Niedersachsens. Seitdem ist die Belastung im deutschen Stromnetz gewachsen und Winters besonders groß. Mehrfach wurde in den letzten Jahren gewarnt, dass die Strombetreiber, auch wegen des Austieges vom Ausstieg vom Atomausstieg (hach, deutsche Zeitgeschichte...) in Folge der Katastrophe in Fukushima, an der Grenze fahren und Kontingente nachträglich nachkaufen müssen.
Sollte die Nord-Südtrasse irgendwann fertig werden, wird es dadurch nur riskanter, denn dann versorgt sich ein guter Teil des Landes über eine einzige Verbindung. Ein Risiko vor dem Forscher warnen.
Und dann sitzen die Menschen im Dunkeln und wissen nicht weiter, verlassen sich aber darauf, dass der Staat und die Gemeinde schon irgendwie alles geregelt bekommen. Und seit den Hungerwintern von 46/47 und 47/48 war dies auch so. Wer darauf aber baut, der sollte sich zwei Fragen stellen:
1. Will ich mich so abhängig machen und ausliefern?
2. Ist das auch heute und in Zukunft der Fall?

Die erste Frage muss jeder für sich beantworten. Mein Rat hier lautet: besprechen sie dies mit ihrer Familie. Sprechen Sie über Worst-Case-Szenarien, so schlimm wie sie dies für eben möglich halten und dann über reale Ereignisse der Vergangenheit.

Die Zweite aber haben einige verantwortungsbereite Köpfe in der Regierung indirekt beantwortet. Die Botschaft ist deutlich: selbst Mitglieder der Regierung zweifeln oder glauben es nicht. Andernfalls wäre der Notfallplan, eine Maßnahme, die seit der Wiedervereinigung und dem Niedergang der SU erst vernachlässigt und schließlich nahezu eingestellt wurde, nicht wieder von Interesse geworden. Es ist m.W.n. seit über 20 Jahren die erste umfassende Reform des Konzeptes. Was hat sich also geändert?
Sind es mehr Erdbeben, mehr Fluten? Stehen mehr Naturkatstrophen ins Haus?
Ich kann auch nur spekulieren, aber diese Bedrohungen sind es wohl nicht. Zwar kämpfen wir immer wieder mit Fluten, sei es im Norden oder an den Flüssen, aber eine dramatische Zunahme seit der Flut von Hamburg oder dem Oderdammbruch kann ich als Laie auf diesem Gebiet nicht feststellen.
Die Strombelastung ist sicherlich eines der Themen, aber auch die Destabilisierung unserer östlichen Nachbarn, die spürbare Zunahme des Expansionsgedankens aus russischer Richtung, die Schwäche der USA als Hauptverteidigungspartner, der Flüchtlingsstrom und vor allem die spätenstens in der Silvesternacht offenbarte Ohnmacht unserer Polizei gegenüber kriminellen Zuwanderern bei gleichzeitiger Zunahme bestimmter Delikte dürften da Signale gegeben haben. Unsere Gesellschaft baut rasant ab. Und dies nicht nur wegen der Flüchtlingskatastrophe oder verfehlter Politik, sondern auch, weil seine Mitglieder sich den Radikalen aller Richtungen zunehmend beugen und dabei drastisch von einer Demokratie, von Gleichheit vor dem Gesetz in Rechten und Pflichten abrücken.

Ob diese letzten Überlegungen natürlich den Auftraggebern des Rates im Kopf herumging wage ich zu bezweifeln, aber wenn man ehrlich ist, dann spürt man diese Sorge oder gar Angst deutlich.
Von daher begrüße ich den Rat. Sich vorzubereiten kann nicht schaden, und viel zu verlieren gibt es nicht.
Der erste Link oben führt zu einem Merkzettel des staatlichen Katstrophenschutzes. Was man alles so braucht. Sie können aber auch schlicht den gesunden Menschenverstand benutzen. Gehen Sie Ihre Bedürfnisse durch. Nahrung, Obdach, Wärme, Hygiene, medizinische Versorgung.
Der simpelste Notfall ist dabei der Stromausfall, wie 2005 vorgekommen. Machen Sie sich klar, was dann alles nicht mehr funktioniert und wie Sie wichtige Dinge ersetzen können. Heute funktioniert fast alles mit Strom. Ihr Handy wird die Akkuleistung verbrauchen (daran denken das Wlan auszuschalten, das funktioniert ohnehin nicht), verschwenden Sie also keinen Strom. Schaffen Sie sich rechtzeitig eine Fibel, ein kleines Lexikon des Überlebens an. Als Buch. Denn ihr eBookreader wird bald den Geist aufgeben und keine Tipps mehr geben können. Lagern Sie Lebensmittel kühl, der Kühlschrank wird abtauen, ebenso die Gefriertruhe. Beide halten die Kälte noch einige Zeit, aber nicht lange.
Haben Sie etwas zum kochen? Mikrowelle, Elektroherd und -ofen funktionieren nicht mehr. Ein Campingkocher ist jetzt Gold wert, ein offener Kamin sehr nützlich.
Denken Sie daran, dass Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen müssen, und auch ausscheiden. Bei einem Stromausfall wird das zwar nicht sofort zu einem Problem, aber es kann bei längeren Ausfällen zu einer Reihe von Problemen kommen. Versorgungsengpässe sollten dann nicht erst durchdacht werden.
Öllampen und Kerzen ersetzen elektrisches Licht, aber gehen Sie sparsam damit um. Das letzte Kapitel ihres Buches wird auch auf Tageslicht warten können - wenn alles Öl verbraucht und alle Kerzen niedergebrannt sind, wird die nächtliche Suche nach wichtigen Dingen zur Qual.
Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial u.ä. zur Hand zu haben ist ebenfalls empfehlenswert. Ohne telefonische Verbindung kann ärztliche Versorgung auf sich warten lassen. Und wer während eines Stromausfalles das erste Mal in seinem Leben Holz für den Kamin hackt wird mindestens ein paar Blasen versorgen müssen.
Vor allem aber Getränke und Lebensmittel sind von Bedeutung. Supermärkte müssen aufgefüllt werden, also selbst, wenn sie einen in Reichweite haben, wird er nicht ewig Quelle der Nahrung sein - zumal die Mitarbeiter in der gleichen Lage stecken wie Sie und vielleicht nicht zur Arbeit erscheinen werden.
Hier ein Auszug aus den Anweisungen des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

Das sollte im Haus sein

Können Sie sich vorstellen, dass Lebensmittel und Trinkwasser einmal nicht jederzeit verfügbar sein könnten? Was ist, wenn ein Hochwasser die Straßen unpassierbar macht? Lawinen ein Dorf von der Außenwelt abschneiden? Starker Schneefall die Versorgung von Geschäften unmöglich macht? Oder ein Stromausfall die öffentliche Versorgung
lahmlegt?
Mit einem Vorrat an Lebensmitteln und Getränken für zwei Wochen sind Sie hierfür gerüstet.

Hinweise für die Vorratshaltung

Ein Mensch kann unter Umständen drei Wochen ohne Nahrung auskommen, aber nur vier Tage ohne Flüssigkeit.
  • Halten Sie pro Person ca. 14 Liter Flüssigkeit je Woche vorrätig.
  • Geeignete Getränke sind Mineralwasser, Fruchtsäfte, länger lagerfähige Getränke.
  • Keine Experimente. Halten Sie vor allem Lebensmittel und Getränke vorrätig, die Sie und Ihre Familie auch normalerweise nutzen.
  • Strom weg? Achten Sie darauf, dass Esswaren auch ohne Kühlung länger gelagert werden können und ein Großteil Ihres Vorrats auch kalt gegessen werden kann.
  • Alle Lebensmittel sollten ohne Kühlung längerfristig haltbar sein. Achten Sie auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Beschriften Sie Lebensmittel ohne Kennzeichnung mit dem Einkaufsdatum.
  • Sie sollten Lebensmittel kühl, trocken und dunkel aufbewahren. Achten Sie auf luftdichte Verpackung.
  • Neu gekaufte Vorräte gehören nach „hinten“ ins Regal. Brauchen Sie die älteren Lebensmittel zuerst auf.
  • Tiefgekühlte Lebensmittel zählen auch zum Notvorrat. Sie lassen sich bei einem Stromausfall problemlos verbrauchen. Frieren Sie einmal aufgetaute Lebensmittel nicht wieder ein.
  • Kochen ohne Strom und Gas? Im Handel gibt es viele Alternativen wie Campingkocher etc.
  • Denken Sie bei der Vorratshaltung auch an Spezialkost – z. B. für Diabetiker, Allergiker oder Babys.
  • Haben Sie Haustiere? Decken Sie deren Bedarf ab!
In der Checkliste finden Sie Tabellen, nach denen der tägliche Bedarf eines Menschen an Nahrung und Getränken wiedergegeben ist.
"Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen"
Es gibt eine ganze Gruppe von Menschen, die sich auf Katstrophen vorbereiten. Aus dem englischen heraus nennen sie sich "Vorbereiter", also "Prepper". Schauen Sie ruhig mal dort vorbei. Das meiste Angebot besteht aus Ratschlägen und Listen, die kostenlos zur Verfügung stehen und deutlich weiter gehen und hilfreicher sind, als die der Regierung.
Was tun, wenn der Wasservorrat nicht reicht? Welche Lebensmittel halten sich lange (bei den aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdaten erwächst der Eindruck: nichts) und welche geben am meisten Energie, Vitamine usw.?
Anders als in den USA ist dabei an Selbstverteidigung nicht zu denken. Dort befürchten die Prepper nicht umsonst, dass Plünderer sie und ihre Familien attackieren, um an ihre Vorräte zu kommen. Angesichts der aktuellen Bilder aus verschiedenen US Großstädten in denen Unruhen entstanden eine absolut realistische Annahme.
So müssen wir uns darauf beschränken zu hoffen, dass wir Schlimmstenfalls ein paar Tage zu Hause festsitzen und alle Bürger, Einwanderer und Gäste diszipliniert und vorbereitet sind.

In diesem Sinne: gute Vorbereitung.




Mittwoch, 10. August 2016

Deutsch-Iraner war an der Waffe trainiert , Ansbach und Würzburger Terroristen hatten IS Kontakt - Überraschung...

Wenn es noch einen Anstoß bedurfte unserer regionalen wie bundesweiten Presse kein Geld mehr für ihren Informationsservice zu geben, dann haben wir ihn nun vorliegen. Tagelang bzw. wochenlang wurde uns nach den Anschlägen und Massenmorden vorgebetet, was wir zu denken bzw. nicht zu denken haben.
Jeder Gedanke, die Anschläge oder Meldungen von Gewalttaten und Explosionen könnten durch Islamisten begangen sein wurde als "Vorurteil" und als "vorschnell" abgeurteilt.
Als die Identitäten der Täter bekannt wurden, durfte ihre Abstammung bzw. Herkunft auf keinen Fall zu irgendeiner gedanklichen Verbindung mit Terror, dem Islam oder unserer aktuellen Politik dienen.
Jeder, der anderes verlautete "spielte Rechtspopulisten in die Hände" oder war selbst ein Rassist, Populist oder Nazi. Mindestens aber Fremdenfeind.
Die Bekenntnisse des IS zu dreien der Anschlägen wurde lächerlich gemacht und während man betonte, dass man nicht glauben könne, dass dies Terroristen waren wurde auf ihre angebliche oder reale psychische und religiöse Schwäche hingewiesen. Diese Stimmen wurden zwar leiser, verschwanden aber nicht, als man Flaggen des IS, Bekennerschreiben und schließlich sogar Bekennervideos auf einer Plattform des IS fand.
Einen Tag nach der Tat aber war der Täter von München bereits ein Rechtsradikaler mit der Betonung auf "deutsch" in "deutsch-Iraner".
Am 25.7. benutzte Roman Grafe den Münchner Amoklauf um Legalwaffenbesitzer unter dem Titel "Des Massenmörders bester Freund" für einen Amoklauf mit einer illegalen Schusswaffe verantwortlich zu machen und allerhand Halb- und Unwahrheiten in die FAZ zu bringen.

Ich verlinke diese Dinge nicht. Sie können unter den betreffenden Schlagwörtern als Artikel leicht gegoogelt werden. Blätter wie Zeit, TaZ und Süddeutsche sind regelrecht voll von Berichten darüber, wieso es sich nicht um Anschläge und Terroristen gehandelt habe, sondern um bedauernswerte Geisteskranke und Benachteiligte die keinen Ausweg mehr gesehen hätten.

Am Ende steht es nun fest. Die Täter von Würzburg und Ansbach ebenso wie der Massenmörder von Nizza und die Priestermörder aus der Normandie wurden vom IS als "ihre Schahid", also Märtyrer, bezeichnet und mittlerweile konnten Kontakte bzw. Mitgliedschaft in Terrorzellen nachgewiesen werden. Im Fall des Ansbachers ist herausgekommen, dass er die Bombe nicht als Selbstmörder zünden sollte, sondern weitere Attacken begehen sollte. Er hätte die Explosion filmen sollen, das Material wäre dann ausgeschlachtet worden. Der Plan ging hinten und vorne nicht auf, weil eine gute Security und die verfrühte Detonation es verhinderten.
Scheinbar sind die Ermittler aber nur kurze Zeit nach den Anschlägen auf einige Beweise und Informationen gestoßen, welche für die Einordnung bedeutend sind und längst die Titelseiten dominieren sollten. Nicht nur, dass sowohl der Würzburger als auch der Täter von Nizza Helfer im jeweiligen Land hatten, sie wurden mittels einer offenbar bestens funktionierenden und ziemlich offen arbeitenden Logistik aus Saudi-Arabien unterstützt und angeleitet.
Wie oft in den letzten Monaten sogenannte Experten erklärten, die Anschläge von Paris und Brüssel seien Verzweiflungstaten des im sterben liegenden IS gewesen, weiß ich nicht zu schätzen. Die Radikalen würden mittlerweile aufgrund der guten Abwehrarbeit unserer Polizei nun auf "einsame Wölfe" setzen, die keinen Kontakt und keine Planung bräuchten. Fakt ist offensichtlich das Gegenteil. Ziemlich offen, in Videochats, in Chaträumen von Videospielen, auf Twitter und Co. kommunizieren die Terroristen miteinander. Problemlos sind in den letzten Jahren offensichtlich mehr als drei dutzend Terroristen ins zentrale Europa gekommen - und das sind jene, die aktiv wurden und nach denen, so sie noch leben, gefahndet wird.
Und das vor den Augen der gleichen Regierungen und Behörden, die eine Denunziationsagentur erschaffen, geleitet von einer ehemaligen IM der Stasi, um "Hassrede" aus dem Netz zur Anzeige bringen - natürlich nur einseitig. Bislang ist kein einziger der teilweise heftigen Ausfälle bspw. gegen die katholische Kirche, das Christentum oder den deutschen Staat zur Anzeige gebracht worden, und wenn Einwanderer über Juden oder Hindus oder Kurden schreiben, scheint dies auch niemanden zu stören. Eine ganze Witzeseite auf die ich kürzlich stieß besteht nur aus beleidigenden, herabwürdigenden und entmenschlichenden Kurdenwitzen. Die Namen und Pseudonyme der Einsteller deuten dabei auf einen Ausdruck der aktuellen Lage in der Türkei.

Ehrlichkeit und Vollständigkeit in der Berichterstattung
Bislang hat es nicht eine einzige Nachrichtenagentur geschafft, eine komplette Auflistung aller Anschläge, Attentate und Morde  von Islamisten in Europa seit 2001 zu veröffentlichen. Immer fehlen die meisten gescheiterten Versuche und fast immer fehlen alle, wirklich immer die meisten Anschläge, bei denen es wenige Tote zu beklagen gab - so etwa die Ermordung einer jungen Tänzerin bei der Vorbereitung eines Anschlages auf eine katholische Kirche in Frankreich kurz nach Charlie Hebdo. Die gesamte Reihe von Anschlägen mit Fahrzeugen, die in Menschenmengen raste wurde bislang geschlossen als "nicht terrorbezogen" ausgelassen. Trotz der plausiblen Einordnung in die Kategorie, die wir nun in Nizza erlebten.

Das der Terror als solcher in den jüngsten Ereignissen so lange abgestritten wurde nach einer mittlerweile selbst nach politisch korrekter Reinigung unglaublich langen Liste geglückter Anschläge in den vergangenen Jahren, dass man die Bekenntnisse des IS sogar versuchte lächerlich zu machen, obwohl sie bislang keine bekannte Geschichte von "fremden Federn" vorweisen kann ich nur in einer  Richtung verstehen. Es gibt keine neutrale Berichterstattung im Sinne der Information über Ereignisse mehr.  Eine solche Form von lenkender, manipulierender Presse muss es sich gefallen lassen, mit den Medien der DDR und des Nazi-Reiches verglichen zu werden. Denn das ist sie. Ereignisse, die in das gewünschte Bild passen werden unkritisch und ungeprüft aufgegriffen und aufgeblasen (bspw. die zahllosen Geldfunde durch Flüchtlinge, die vermeintlichen Fluthelfer, für die bereits in Sicherheit gebrachtes Hab und Gut wieder in überschwemmte Häuser geschleppt wurde, damit die Bilder inszeniert werden konnten, der NPD Politiker, welcher von Busfahrern gerettet wurde, während diese Flüchtlinge transportierten und sich dann mit hämischer Schadenfreude konfrontiert sah, über die Schlagzeile "NPDler durch Flüchtlinge gerettet").

Diejenigen, die noch immer von "vorschnellen Urteilen" oder "Vorurteilen" sprechen, wenn es zu Anschlägen kommt, haben offensichtlich ihren Verstand verloren. Ein Vorurteil ist eine Meinung, die man sich im Vorfeld durch Stereotypen und eigene, meist negative Haltung bildet. Wer aber nach den Anschlägen der letzten Wochen, Monate und Jahre nun bei weiteren Anschlägen, Explosionen und brutalen Morden zuerst auf einen islamischen Terrorangriff schließt, der tut dies aus der Erfahrung, aus der Routine der jüngeren Vergangenheit. Schlimmstenfalls könnte man von einem pawlowschen Reflex sprechen. Der Hund wurde beim läuten der Glocke gefüttert. Am Ende erwartet er sein Futter, wenn die Glocke läutet. Wenn uns eine Explosion in einem Flughafen gemeldet wird, besteht die Möglichkeit eines Gaslecks oder einer Kerosinexplosion. Wie oft kam dies in Relation zu islamischen Anschlägen in den letzten Jahren vor?
IRA, ETA, RAF und Co. haben sich in den letzten Jahren sehr ruhig gezeigt. Rechtsradikale haben, vom NSU einmal abgesehen, keine spektakulären Anschläge in den letzten Jahren verübt. Wegen dem NSU ist er aber eine Möglichkeit - auf dem zweiten Platz, dicht zusammengequetscht mit Linksradikalen, die ebenfalls manche Bombe gelegt und manchen Mordversuch verübt haben. Der einzige "aktive Konkurrent" auf dem Feld der offen zur Schau gestellten Gewalt ist die organisierte Kriminalität. Autobomben, drive by shootings, Hetzjagden mit Schusswaffen, spektakuläre Morde und Bomben in Restaurant und Pubs hatten wir einige - aber nicht eine in der Größenordnung des Anschlages in Brüssel oder dem Massaker von Paris. Und auch der Amokfahrer in Nizza passt nicht in das Profil der Mafia, wenn er wahllos und ohne Möglichkeit der Selektion durch eine Menge rast, umkehrt und noch mehr Opfer verfolgt.
Die ersten Berichte aus München gaben Augenzeugenaussagen weiter, nach denen mehrere Männer mit Langwaffen morden würden - auch dies passt eher zum modus operandi der Terroristen und wäre die Wiederholung von Paris gewesen. Darum waren so viele Menschen, auch ich, zuerst überzeugt, einen weiteren Anschlag in unmittelbarer Folge auf jenen von Würzburg zu erleben. Am Ende ist es ein Amoklauf eines gemobbten Schülers in psychiatrischer Behandlung und mit Migrationshintergrund. Und hier spricht es gerade FÜR die Deutschen, dass wir nicht sofort eine Verbindung zu dem Mord vor wenigen Monaten herstellen, als ein junger Iraner eine zufällig ausgewählte junge Frau in Berlin vor eine einfahrende U-Bahn stößt. Denn so typisch scheint dieses Verhalten dieser Gruppe von Menschen nicht zu sein. Wiederholen sich solche Taten von Iranern in einem überschaubaren Zeitrahmen, so wird sich dies ändern. Nicht als "Vorurteil" und nicht aus Fremdenhass. Das ist die Logik, die dem "nicht vorschnell urteilen" eines großen Teils unserer Bevölkerung gegenübersteht.
Und natürlich gibt es Fremdenhasser, Rassisten und eine ganze Reihe völlig überreizter und verängstigter Menschen, die sich nicht beschützt fühlen, die nach München und ohne Blick auf den Berliner Mord gegen Einwanderer aus dem Iran im speziellen, aus dem Orient im weiteren oder gegen alle im weitesten Sinne Stellung beziehen und diese in Verbindung bringen.
Diese sind aber das andere Extrem, während die "hat nichts mit XY zu tun", "nicht verallgemeinern" und "Vorurteile und Fremdenhass stehen hinter jeder Mutmaßung in diese Richtung" auf der anderen Seite des Spektrums liegen. Die Mitte muss auf beide Seiten achten, um irgendwann Probleme zu lösen und nicht ständig neue zu schaffen.


Aber zu den Details aus München:
Der Attentäter von München, dem die Presse zuspricht ein Rassist und Rechtsradikaler gewesen zu sein, weil er sich als stolzen Arier bezeichnet und mit 300 Schuss im Rucksack nach der Erzählung unserer Presse noch viel mehr hätte töten können (soll sagen, ALLE seine getöteten Opfer wären gezielt ausgewählt), hat seine Tat über ein Jahr lang vorbereitet. So setzte er eine falsche Facebookseite auf, mit der er vermeintliche Opfer an den Ort des Verbrechens lockte. Er besorgte sich über das Darknet eine Waffe und ausreichend Munition.

Die Waffe - ein Wunschmärchen
Besondere mediale Aufmerksamkeit bekommt die Bewaffnung des Müncher Amokläufers, darum muss ich hier etwas genauer darauf eingehen. Dies erscheint vielleicht unnütz oder langweilig, ist aber nötig zum besseren Verständnis.

Die Waffe war eine Glock, welche auch zahllose Behörden und Sicherheitsdienste als preiswerte und zuverlässige Dienstwaffe nutzen. Unter Sportschützen in Deutschland wird sie bspw. etwas stiefmütterlich behandelt, während sie "costumized", also mit viel Zubehör und durch Handwerker gefertigter Individualisierung in den USA viele Fans hat. Anders als Roman Grafe in seinem Beitrag in der FAZ schreibt, ist sie für die betreffenden Sportschützen in Deutschland nicht die erste Wahl, obwohl sie im Preis und erwerbbaren Zubehör unschlagbar ist. Auch in Sachen Bedienung und Präzision gibt es durchaus bessere Modelle - die aber teurer sind. Marken wie SIG Sauer, CZ und Tanfoglio liegen hier vorne. Diese aus Deutschland auf dem Schwarzmarkt zu bekommen dürfte schwer bis nahezu unmöglich sein, denn der bald durch die EU Gesetzesänderung beendete, überwachte und regulierte Privathandel unter Sportschützen ist hier rege. Man bekommt selbst abgenutzte und schadhafte Modelle oft nur wenig unter dem Neupreis, welcher bei allen genannten Marken relativ hoch ist und beim doppelten der Kosten für eine Glock beginnt. Sportschützen sind beim privaten Handel dabei sehr penibel, denn wenn die Waffe nicht ordnungsgemäß an einen Berechtigten (i.d.R. einen anderen Sportschützen) abgegeben wird, so bemerkt dies die Polizei i.d.R. zeitnah. Der Handel läuft nämlich auch über deren Tisch. Eintragung und Austragung in die Besitzkarte kann nur die Behörde vornehmen. Die Suggestion, ein deutscher Sportschütze wäre hier der Täter und sowas wäre ein typisches und öfter auftretendes Problem lenkt die Aufmerksamkeit dorthin, wo die Journalisten ohnehin eine Agenda verfolgen. Es gibt nur eine winzige handvoll Journalisten, die dem Schießsport und den Schützenvereinen Verständnis entgegen bringen. Die Mehrheit möchte ein völliges Verbot umgesetzt sehen und sieht weder die Freiheit der Schützen noch den Sport als Gegenargument ein.
Und so wird natürlich auch der Verweis auf die letzten größeren Amokläufe mit Schusswaffen gelegt. Erfurt (2002) und Winnende (2009). Es wundert nicht, wie schnell die Medien von einer "Besessenheit" des Mörders für seine Vorgänger berichtete und über Literatur dazu. Genauer ging es um "Amok im Kopf", ein 2009 erschienenes Buch, welches sich vor allem mit "school shootings" auseinander setzt und eine relativ spekulative, weil ohne Zugriff auf die Täter und deren medizinische Unterlagen selbst erfolgende post-mortem Analyse, die zum Schluss kommt, dass die Morde hätten verhindert werden können, wenn man die Geisteskranken der Schuldigen anhand ihrer Signale früher erkannt hätte.
Die These zu diskutieren reizt mich, aber im moment ist wichtig daran, dass der Schütze von München hier keine Anleitung fand. Die darin aufgezeigten Morde sind völlig anders abgelaufen, als seine Tat. Seine Planung ist im zeitlichen Aufwand zwar durchaus vergleichbar, nicht aber in der Interaktion mit seinen Opfern in Form einer gestellten Falle.
Der Wunsch, eine Querverbindung zu den deutschen Massenmördern ziehen zu können, weg von islamischen Terroristen, ist scheinbar größer, als die Fakten (u.a. die Tatsache, dass Winnende keinen bedeutenden Einzug in das besagte Buch mehr hatte, weil es im gleichen Jahr erschien, und der Autor sich seinem Berufsethos verpflichtet fühlte zu recherchieren - es ist also keine "Anleitung", wie mitunter behauptet).

Die Fähigkeiten im Umgang mit der Waffe
So ist auch wenig überraschend, was die Presse gemeinsam mit der Politik zu keinem Zeitpunkt thematisierte. Vielleicht auch aus jenem besagten eindeutig mangelndem Sachverstand, wie ich hinzufügen muss. Der Umstand, dass der junge Mann extrem gut mit der Waffe umgehen konnte.
Als ich seinerzeit mit 19 Jahren das erste Mal an scharfe Waffen gelassen wurde, die nicht auf dem Jahrmarkt auf 1 m Entfernung Keramiksternchen platzen lassen konnten  (wenn man genau traf), war ich nervös und aufgeregt. Zahllose Male hatten wir die Waffe zerlegt und zusammengesetzt. Theorie gebüffelt. Trockenübungen vollzogen. Und dann lag ich da und hatte ein Gewehr in den Händen. Wie bei fast allen Rekruten war das Ergebnis eher mäßig. Die ersten Schüsse sogar sehr schlecht. Mehrfach verfehlte ich. Mit der Pistole wurde es noch schlimmer. Zwar war dieDistanz mit 20 bzw. 25 m relativ groß, aber das Ziel bewegte sich nicht und abgesehen von wartenden Kameraden hatte ich keinen Druck. Und trotzdem ging der größte Teil meiner Schüsse zuerst vorbei.
Dies wurde erst durch Training besser.
Viele Jahre später wurde ich zum Sportschützen, und nach dieser langen Pause wiederholte sich das Erlebte. Wenn ich traf, war es meist nicht exakt dort, wohin ich gezielt hatte, und zwei Schüsse oder gar mehr dicht nebeneinander auf die Scheibe zu bekommen (ein sogenanntes Trefferbild) war eine Herausforderung. Von fünf oder zehn in schneller Folge konnte ich nicht mal träumen. Das hat gedauert und noch heute ist es an manchen Tagen schlechter als an anderen. Dann bekam ich eine andere Waffe - und brauchte erstmal wieder einige Zeit, bis ich mit ihr so umgehen konnte, wie mit ihrer Vorgängerin.
Diese Einsicht gebe ich, um die Herausforderung des Schießens zu vermitteln. Ich gehe davon aus, dass nur ein kleiner Teil meiner Leser eigene Erfahrung an der Waffe hat.
Umso erstaunlicher war es, als die Daten über den Täter bekannt wurden. Ein 19jähriger, mit einer illegal besorgten Pistole aus leichtem Verbundstoff (die Glock ist, wie viele Dienstwaffen eine "Plastikwaffe", die hauptsächlich aus Polymeren bestehen und damit sehr leicht ist, was die Kontrolle der Waffe bei mehreren Schüssen schwieriger macht) und trotz schneller Schussfolge und vermutlich hohem Adrenalinspiegel sehr viele Treffer auf sich schnell bewegende und z.T. relativ kleine Ziele, die Opfer, verzeichnete. Zu einem großen Teil auch noch tödlich oder lebensgefährlich.
Nun kam heraus, dass sein Vater mit seinem Sohn während einem Urlaub im Iran im letzten Jahr Schießübungen unternahm. Ob dies die einzige Gelegenheit des Trainings war, wage ich zu bezweifeln, aber es bleibt abzuwarten, was die Ermittlungen noch ans Licht bringen.
Damit ist auch klar, dass weiterhin Beziehungen zum Iran bestehen. Denn Verfolgte dürfen bei einer Rückkehr in den Iran eher die Inhaftierung fürchten (wie bspw. derzeit eine Iranerin mit britischer Staatsbürgerschaft) als sich gemütlich zu einem Waffentraining zu begeben und meiden darum i.d.R. einen Familienurlaub in der alten Heimat.

Ist das nicht einer Beachtung in der Diskussion über Hintergründe wert - zumindest einer Zurückhaltung in Sachen "deutscher Rechtsradikaler"? Scheinbar ebensowenig, wie die Tatsache, dass sein Mitwisser ein Afghane war...

Auch in Ansbach, Nizza, Würzburg und London
Wie oben bereits angesprochen: auch bei den Tätern der besagten Anschläge kommt nach anfänglicher Leugnung oder erstaunlichen weil sonst selten gehörten Forderungen nach Geduld für die Ermittlungen heraus, dass es islamische Terroristen waren, die Taten nicht mit Geisteskrankheit in Zusammenhang stehen und durchaus gelenkt und koordiniert waren.
Also genau das, was die gescholtenen Kritker vermuteten. Lediglich München und der Mord eines Syrers an einer jungen Polin ragen mit anderen Motiven heraus - was die eigentliche Diskussion und Beweiskette aber nicht beendet.
Die Terroristen haben sich erfinderisch gezeigt und alles mögliche für ihre Mordtaten benutzt. Neben Sprengstoffen und Schusswaffen wie in Paris, Brüssel, Kopenhagen, Orlando und Ansbach (Kriegswaffen, inklusive RPGs), Messern und Macheten wie in der Normandie, Paris, London, auch Fahrzeuge in Nizza, geplant in Deutschland und meiner Meinung nach und Gastanks Saint Quentin Fallavier (und Sydney Police Station im letzten Monat).
Gehen wir weiter zurück, finden wir ähnliches Vorgehen auch bei einem Anschlag auf Glasgow Airport, Graz usw. Auch Flugzeuge (9/11) und Gift (Anschlag in Spanien) kamen schon zum Einsatz.

Wie sich unsere Politiker da auf europäische Sportschützen stürzen können und dies nicht allgemein als billiger Aktionismus auf Kosten gesetzestreuer Bürger verstanden wird, ist peinlich für alle Beteiligten.
Fast ebenso peinlich wie die Entschuldigungsversuche. Mancher Experte erklärte uns bspw. dass der Täter von Nizza kein gläubiger Muslim gewesen sei und darum als Fanatiker ausscheide. Neben der Tatsache, dass im Laufe der Zeit ein Doppelleben aufgedeckt wurde, welches einen doch recht gläubigen Menschen hinter der Fasade des Kleinganoven offenbarte haben diese Experten eines nicht verstanden. Der Islam ist mitunter recht rigoros in den Dingen, die Menschen nach dem Tode in die Hölle verbannen. Es gibt keine Beichte und Sühne wie im Katholizismus und keine Garantie durch Gott wie im Christentum allgemein. So ist es nicht verwunderlich, wenn gerade Menschen mit krimineller Vergangenheit oder  "den westlichen Verlockungen Erlegene" sich als besonders fanatisch erweisen und schnell radikalisieren. Denn den Schahid, den islamischen Märtyern wird der Einzug ins Paradies garantiert. Ob dies exakt so in der islamischen Theologie zu begründen ist, sei dahingestellt, aber es wird den Terroristen von ihren geistigen Führern vermittelt. Nicht erst seit dem IS. Auch PLO und ihre Nachfolger, Hamas und Fatah haben so argumentiert. Ebenso die Muslimbruderschaft und Al Quaida. Ob Boko Haram und Dschandschawid, al Schabaab und Abu Saayaf so ihre Anhänger motivieren ist mir nicht bekannt, aber es spricht vieles dafür.
Sich also hinzustellen und zu behaupten: dieser Mann hat früher Handtaschen geklaut und Drogen konsumiert und kann darum kein islamischer Terrorist sein, weil er nicht gläubig war, erscheint weltfremd. Denn gerade diese können sich dadurch in ihren Augen die vielleicht einzige Chance erbomben.
Immer wieder wird auch argumentiert, dass die Radikalen meist keine Ahnung vom Islam haben. Kommt diese Behauptung von Nichtmuslimen finde ich sie arrogant und überheblich. Ich behaupte, die Meisten, die solche Dinge sagen, haben weder das sahih muslim noch das sahih bucchari gelesen und nur ein kleiner Teil den Koran. Ihre Auseinandersetzung mit dem Islam beläuft sich in er Regel auf die Lektüre von Interview, Stellungsnahmen und Gesprächen.
Davon aber an anderer Stelle mehr.

Was wir nun brauchen ist eine Rückkehr der neutralen Berichterstattung. Nur so kann sich die Bevölkerung ein eigenes Bild erstellen. Wer darauf beharrt, dass die Wahrheit in einem neuen 1938 endet, der hat entweder ein sehr deutliches und unterdrücktes Bild der Wirklichkeit oder absolut kein Vertrauen in die Deutschen - und nur nicht in diese, somit ein rassistisches Motiv.
Ich vertraue darauf, dass neutrale Berichterstattung die Meinung negativ beeinflußen würde - daraus aber Politiker und Organisationen gezwungen würden endlich einen wirklich ehrlichen und offenen Diskurs anzugehen, der am Ende produktiv sein würde. Weder würden alle Probleme verschwinden oder der Terrorismus ganz beendet, aber man würde beides reduzieren, statt es zu verstärken, wie es momentan der Fall ist.


Vielen Dank an die Leser, die bis hierhin durchgehalten haben.

Montag, 8. August 2016

Des Papstes Wort zum Islam und der Gewalt

Der Grund, warum ich die Äußerung des Papstes, man sollte den Islam nicht mit Gewalt in Verbindung bringen, erst jetzt aufgreife, ist, neben meinem akuten Zeitmangel, die bisherige Berichterstattung. Mitunter sagte der Heilige Vater etwas, und die Medien kürzten, fassten zusammen oder berichteten eine stark abgeänderte Version. Ich wollte abwarten, ob solcherlei auch hier vorlag. Kath.net hat eine Mitschrift und ein Video mit O-Ton veröffentlicht.
Ich mag es nicht, von islamischer Gewalt zu sprechen, denn jeden Tag, wenn ich die Zeitungen durchblättere, sehe ich Gewalttaten, hier in Italien: da ist der, der seine Freundin oder seine Schwiegermutter tötet, und das sind gewalttätige katholische Getaufte. Würde ich von islamischer Gewalt sprechen, müsste ich dann auch von katholischer Gewalt sprechen?Nicht alle Muslime sind gewalttätig. Das ist wie ein Obstsalat, in den Religionen gibt es die Gewalttätigen. Etwas ist wahr: in fast allen Religionen ist da immer ein kleines fundamentalistisches Grüppchen. Auch wir haben das. Und wenn der Fundamentalismus dazu kommt, zu töten – man kann mit der Zunge töten, das sagt der Apostel Jakobus, nicht ich, und man kann mit dem Messer töten – es ist nicht richtig, den Islam mit Gewalt zu identifizieren. ...Ja wir können sagen, das der sogenannte ISIS ein islamischer Staat ist, der sich gewalttätig präsentiert, weil er uns als seinen Personalausweis zeigt, wie sie die Ägypter abschlachteten. Aber das ist ein kleines Grüppchen, man kann nicht sagen, es ist nicht richtig zu sagen, dass der Islam terroristisch ist.
Es ist also anzunehmen, dass diese Worte wirklich so gesprochen wurden.
Es schmerzt mich in der Seele, das Oberhaupt unserer Kirche solche Worte verlieren zu hören. Das ihm Versöhnung und Miteinander zentrale Anliegen sind und er lieber zu Frieden und Liebe aufruft, als zu Gewalt und Rache ist selbstverständlich und tief in unserer Religion und Konfession begründet.
Aber diese Relativierung um eine andere Religion ist mit nichts zu beschönigen. Es ist eine Relativierung. Der Begriff "islamische Gewalt" ist zwar recht weit gefasst, beinhaltet aber neben Eroberungszügen und Massenmorden auch den aktuellen Terror.

Würde ich von islamischer Gewalt sprechen, müsste ich dann auch von katholischer Gewalt sprechen?
Die Strategie auf eine Kritik an einem Zustand mit dem Verweis auf mögliche Kritik am Kritiker oder ihm nahestehenden Personen bzw. Umständen zu reagieren, ist altbekannt, kam aber für mich von unserem Papst völlig unerwartet.
Im Zusammenhang mit dem Islam bzw. allem Nichtchristlichem oder -katholischem ist es allerdings eine bekannte Ablenkung. "Was ist mit den Kreuzzügen? Gibt es nicht auch christliche Terroristen? Schon den Irlandkonflikt vergessen? Das waren alles Christen."
Oder, wenn es weiter greifen soll:
"In Myanmar werden Muslime verfolgt. Es sterben viel mehr Menschen an allergischen Reaktionen. Auch Deutsche verüben Verbrechen / morden / töten ihre Familien" usw. usf.

All dem ist gemein, dass man Äpfel mit Handgranaten vergleicht. Und auch unser Papst geht hier so weit. Verbrechen, welche von Christen bzw. Katholiken verübt werden gibt es in der Tat. Und niemand kommt auf den Gedanken, die Taten der Mafia, der mexikanischen Drogenkartelle oder irgendeines Familienvaters, der einen sog. erweiterten Suizid begeht, klein zu reden. Aber anders als die Terroristen gibt es von solchen Menschen keine Berufung auf unsere Religion. Eine katholische Mutter, die ihre Kinder tötet kann sich in NICHTS auf das Christentum berufen. In unseren dunkelsten Stunden gab es keine Rechtfertigung. Im Gegenteil, in der Diskussion um Abtreibung ist vielen Gegnern nicht bewusst, dass auch die katholische Kirche das Wohl der Mutter im Notfall vorzieht und eine Abtreibung erlaubt, wenn ihr Leben in Gefahr ist und durch die Abtreibung gerettet werden kann. Das dies nicht bekannt ist, liegt an der Tatsache, dass wir Leben wertschätzen.
Unsere Märtyrer sterben für den Glauben - aber ohne jemandem zu schaden. Sie opfern sich. Sie gehen in den Tod und akzeptieren ihr Schicksal. Im Islam sind die Schahid auch jene, die im Kampf oder dem Bemühen die "erklärten Feinde" zu töten. Daher die Selbstmordattentäter. Daher das verbreitete Wissen um den sofortigen Einzug ins Paradies und die dortigen Belohnungen. Darum die Angst einiger Märtyrer vor Verstümmelung ihrer Genitalien - denn die Zeichen der Selbstopferung gelten als Eintrittskarte und bleiben dort erhalten.... so zumindest einige Texte der sunna, der islamischen Religionslehre.
Wie der Papst darauf kommt, dies zu vergleichen ist nicht nachzuvollziehen.
Vielleicht meinte er aber eher die alltägliche islamische Gewalt. Also die Unterdrückung der Frau in Form von Entmündigung, Zwangsheirat und ehelicher Gewalt. Wie weit unser Heiliger Vater im Islam gebildet ist, weiß ich nicht zu beurteilen. Ich habe es nicht studiert, sondern lediglich Koran, ahadit und die ein oder andere Abhandlung gelesen sowie einen historischen Vergleich. Ich kann spielend Diskussionen innerhalb der Umma, der islamischen Gemeinschaft, im Internet nachlesen (sie werden an verschiedenen Orten in verschiedenen Sprachen geführt, also ist arabisch zum Glück nicht unbedingt nötig) und ich kann verschiedene Stellungsnahmen und Publikationen von Imamen und Gemeinschaften durchlesen.
In der Tat finden sich da eben auch jene, auf die wir Rücksicht nehmen wollen und müssen - die Moderaten. Diese haben selbstredend eine völlig andere Meinung als die Radikalen. Aber selbst unter diesen gibt es eine erstaunliche Bandbreite. So einig sich die meisten bspw. sind, dass man seine Frau schlagen darf, wann und wie dies zu geschehen hat ist teilweise heiß diskutiert.
Wie also das Oberhaupt der katholischen Kirche eine theologische Debatte des Islam entscheiden will, ist mir wiederum ein Rätsel. Und dies tut er, wenn er uns diese klare Botschaft vermittelt.
"Was ihr seht, hört und lest ist nicht richtig. Wenn solcherlei passiert, dann hat es nichts damit zu tun."

Was mich zum weiteren Kreis führt. Kreuzzüge, Inquisition und Hexenverfolgung. Diese drei Vorwürfe bekommt man als Christ, vor allem als Katholik ständig zu hören, sobald es um Gewalt und / oder Geschichte geht. Hat dies alles dann auch nichts mit dem Christentum zu tun? Während ich bei der Hexenverfolgung in der Tat konsequent auf die Haltung der Kirche durch die Jahrhunderte verweise, so kann ich doch die Taten der Puritaner genausowenig leugnen, wie den Aufruf des Papstes in Clermont. Wie man diese Dinge bewertet ist eine andere Sache, aber eine generelle Verbindung kann man erstmal nicht leugnen. Und sollte man auch nicht - denn sonst kann man nicht lernen und nichts ändern.

Natürlich sind bereits viele Interpreten auf den Plan getreten, welche die Äußerung des Papstes auf diese oder jene Ebene schieben und umständlich interpretieren. Was mich sehr fasziniert, denn sonst ist man sich einig, dass der Papst das unternimmt und spricht, was ihm am Herzen liegt. Wieso dann nicht in diesem Fall?
Eine völlig unpassende Relativierung und Schutzbehauptung, theologisches Wissen welches so den Erfahrungen völlig widerspricht.
Ob Lepanto, Wien, Otranto, Konstantinopel, Tour, Poitiers, Alexandria, Jerusalem oder immer wieder die Küsten Europas - friedlich war die Expansion des unter einer Fahne mit Krummschwert heranpreschenden Islam nicht. Sein Prophet befahl zahllose Hinrichtungen und kommandierte selbst über 40 Feldzüge, wie Islamwissenschaftler wie Tilman Nagel in ausführlichen Biographien und Fachwerken ausbreiten und erst seit wenigen Jahren auch von sog. Populisten aufgegriffen wird.
Stellt man diesen "Propheten" neben Christus, so könnte der Widerspruch zueinander und zur Aussage unseres Papstes nicht größer sein. Wie soll dann die Frucht daraus dem nicht entsprechen?

Umfragen und Studien quer durch Europa ergeben immer wieder ein ziemlich ähnliches Bild. Die Mär von der kleinen Minderheit von Gefährlichen passt nicht so richtig. Sprechen Medien und Politiker gerne von einigen Wenigen oder Hunderten, so präsentieren die Studien eine Zustimmung zur Scharia, dem Kalifat, der auch gewaltsamen Ausbreitung des Islam in Prozenten von 15 bis 30% unter der Bevölkerung. Die Frage nach der Sympathie mit Muslimen, die nach Syrien in den Krieg ziehen lag bei 20% - und nach dieser Veröffentlichung wurde sofort relativiert. So versuchte es die BBC mit Kritik an der Umfrage. Sie merkte an, dass in den vier Antwortmöglichkeiten (große Sympathie, Sympathie, Keine Sympathie, Keine Ahnung) das Wort "Jihadi" nicht vorkam und somit missverständlich sei. Eine fadenscheinige Argumentation um die Glaubwürdigkeit zu untergraben. Die Zahl der Muslime, die nach Syrien zieht, um auf der Seite der "Freien" oder "Rebellen" zu kämpfen ist zum einen verschwindend klein und praktisch in niemandes Gedanken verankert und zum anderen sind auch Al Nusra und manche andere "Rebellengruppe" nichts anderes als Islamisten. Nur eben auch verfeindet mit dem IS.
In diese Reihe der Apologeten (und ich bin mir des ursprünglichen Titels bewusst) reiht sich unser Oberhaupt ein. Vergessen die Opfer, vergessen die Eroberung, vergessen die Fatwas, ignoriert die ewiglangen theologischen Begründungen welche die Muslimbruderschaft, Hamas, Al Quaida und auch der IS herausgeben.
Es hat nichts damit zu tun, und jeder der etwas anderes behauptet muss damit leben mit einem Vergewaltiger verknüpft zu werden, der katholisch Getauft ist...

Dies wäre mal eine Rede gewesen, für die ich wirklich gerne eine ausführlichere Stellungsnahme gelesen hätte....


Nachtrag: nach den wenigen Minuten, die der Beitrag steht bekam ich bereits die erste Anschuldigung alle Muslime in einen Topf zu werfen. Also mal wieder:
Weder sezte ich alle Muslime mit ihrer Religion gleich, noch schreibe ich über irgendwelche Maßnahmen, die ohne Ansehen des Individuums vorgehen. Im Text verwende ich Zahlen, Daten und verweise auf moderate Muslime. In anderen meiner Texte verweise ich auf Muslime, denen wir dringend zuhören sollten und dazu beitragen müssen, diese als Vorbilder der islamischen Gemeinde zu installieren.
In keiner Weise werfe ich alle Muslime in einen Topf. Allerdings bin ich gegen Relativierung, Verharmlosung und Kleinrederei - und liefere dazu Fakten. Den Kommentar veröffentliche ich genau darum nicht (abgesehen von den Vorwürfen bestand er nur als Beleidigungen).

Mittwoch, 3. August 2016

Islamophob

Ein viel gebrauchtes Wort dieser Tage ist Islamophobie. Es setzt sich aus dem arabischen Wort für Unterwerfung, Hingabe  und dem griechischen Wort für Angst oder Abneigung zusammen.
Jedem Kritiker des Islam, auch wenn er selbst dieser Religion angehört, wird mittlerweile vorgeworfen, dieser "Islamophobie" anzugehören. Zumindest in unserem Land ist damit eine geistige Querverbindung zur "Xenophobie" unterstellt. Der Beschuldigte würde den Islam ablehnen, weil dieser ihm und hier "fremd" sei und von Einwanderern, also von "Fremden" praktiziert würde. Die Erklärung beginnt dann in der Küchenpsychologie zu verschwimmen. Ob nun die "Angst vor allem Fremden und Unbekannten" oder der "Hass auf alles Fremde" oder beide in einer merkwürdigen Verwandtschaft dafür verantwortlich sind, bleibt diffus und so nutzbar für Talkshows und Tagesschauinterviews.

Dabei zeigen ausgerechnet jene, die so lautstark besagte Anschuldigung rufen, sobald jemand zur kritischen Lektüre des Koran auffordert, die eigentliche Bedeutung des Islam.
Mehrere Ausstellungen in den letzten Jahren haben entweder ihre Inhalte verändert oder gleich ganz abgesagt, aus Angst, man würde Muslime beleidigen. Bspw. an einer Volkshochschule in Marzahn (Berlin). Dort hängte der Leiter mehrere Bilder einer Ausstellung ab, die nach seiner Meinung muslimische Schüler seiner Einrichtung hätten abstoßen, verwirren oder ärgern können. Es handelte sich um weibliche Akte. Nach der einsetzenden ungewollten Aufmerksamkeit hängte er sie wieder auf.
Nicht so die Uni Essen. Diese hatte erleben müssen wie einige Zeichnungen des Comics Habibi von einer muslimischen Studentin zerstört werden. U.a. ist in dem Comic die Zwangsehe, die Kinderheirat u.v.m. in aller Deutlichkeit gezeichnet - auch Vergewaltigung. Nach dem Akt der Gewalt wurden nicht etwa Schutzmaßnahmen getroffen und die Studentin von der Uni geworfen und für akademische Wege unwürdig befunden, sondern mit ihr diskutiert und die betreffende Ausstellung dauerhaft entfernt. Man wollte dies aber als Protest FÜR Meinungs- und Kunstfreiheit verkaufen und veröffentlichte die Ankündigung unter der Überschrift "miteinander reden".
Und auch nicht so jüngst das Rathaus von Köpenick. Dort wurden, wie in der VHS in Marzahn, Nacktbilder entfernt um Gefühle zu schonen.

Dabei hatten beide Themen nur am Rande mit Inhalten des Islam zu tun (wenn man nackte Frauen, Gewalt und Sexualität so nennen will...). Deutlicher ist dies bei direkt auf den Islam und seine Heiligtümer zielenden Themen. Selbst wenn diese ebenfalls nur am Rande in einer Ausstellung vorkommen.
Greser&Lenz, die Zeichner der FAZ, hatten etwa letztes Jahr kurz nach dem Angriff auf Charlie Hebdo eine Ausstellung in Hanau angesetzt. Anlaß war eine Preisverleihung an sie. Zuerst hieß es, in der Ausstellung sei keine Mohammedkarrikatur und trotzdem wurde über die Absage berichtet. Dann hieß es, doch, eine Karrikatur sei dabei und es finde statt. Mal wurden die Zeichner dann als mutige Widerständler gegen Zensur und islamische Intoleranz dargestellt um dann wieder als versöhnliche Beschwichtiger aufzutreten. Letztlich scheint es eine einzige Karrikatur zu sein, die zudem aber auch noch Mohammed enthielt - ebenso aber auch Christus. Die Angst zielte zu keinem Zeitpunkt in christliche Richtung, auch nicht auf Atheisten, Buddhisten oder Zoroastrier, sondern gen Muslime. Würde es ihren Unmut wecken? Darum eine voreilige Absage um dann "jetzt er recht" zu verkünden. Natürlich unter Polizeischutz.
Kurz vor der Olympiade in London setzten Bahrain, Katar, Saudi-Arabien u.a. durch, dass ihre Sportlerinnen mit Kopftuch starten durften. Bis dahin undenkbar. Aus Sportlichkeit, aus mangelnder Sexualisierung und aus Sicherheitsgründen waren Schals u.ä. bis dahin verboten. Die einzigen nennenswerten Proteste kamen, und das muss man an dieser Stelle bei aller sonstigen Ablehnung betonen, von der Feministinnengruppe Femen.

"Aus Rücksicht auf unsere muslimischen Gäste / Freunde / Mitbürger / XY..." ist eine mittlerweile oft gehörte oder unausgesprochen Floskel, wenn es um bestimmte Handlungsweisen geht. Da wird zurückgesteckt. Das Essen wird entsprechend zubereitet, auch wenn es vielen mehr nach einem Braten mit Soße oder einem schönen Schweineschnitzel gelüstet, denn nach halal zubereitetetem Kalbsgerichten und Datteln. Kreuze und andere Symbole nicht-islamischer Religionen werden abgehängt. Frauen ziehen brav ein Kopftuch an oder ändern sogar für Anträge und Ausweise die Bilder entsprechend.

Und hier offenbart sich die wahre Islamophobie. Hier ist die wirkliche Angst. Angst vor wütenden oder traumatisierten Muslimen, die nicht in der Lage sein sollen, sich ein Kreuz, eine unverschleierte oder, Allah bewahre, eine nackte Frau sehen zu können, ohne jegliche Kontrolle zu verlieren. Oder der (gerechtfertigten) Angst, dass bestimmte Inhalte zu Gewalt oder gar Terroranschlägen führen können.
Natürlich gibt es Menschen, die den Islam, ohne ihn zu kennen einfach ablehnen. Und? Es handelt sich um eine Religion. Die anti-islamischen Resentiments wachsen nicht, weil es dafür keine Gründe gäbe oder aus mangelnder Auseinandersetzung. Sie wachsen, weil im Namen des Islam gemordet, gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt, versklavt, verschleiert, hingerichtet, Grundrechte vorenthalten und vieles weitere wird. Und die Verbände in unserem Land darauf lediglich mit Phrasen und Beschuldigungen reagieren, sich in die Opferrolle setzen, obwohl die Opfer der Taten noch warm in ihrem Blut liegen oder auf die grauenhafte Erfahrung der Hochzeitsnacht warten.
Die meisten Kritiker des Christentums machen es sich keinen Deut schwerer - und noch immer gibt es ein vielfaches an Anschlägen auf Kirchen, christliche Symbolik und Bauten, Priester und öffentlich praktizierende Christen als auf Muslime. Jeder Versuch die Aufmerksamkeit darauf zu lenken oder wenigstens eine gewisse Sensibilität herzustellen wird gnandelos niedergebügelt.
Spricht man darum von Christianophoben? Wird darum nunmehr auf Lärm am Sonntag verzichtet und rückt die Polizei darum bei Großveranstaltungen an christlichen Feiertagen an, um eine Provokation zu verhindern?
Nein, und auch wenn es mich mitunter selbst stört - ich finde das gut so. Die Heuchelei der Karfreitagstänzer geht mir gegen den Strich und die Passivität der Polizei sagt viel über den Staat, unsere Gesellschaft und ihre Bigotterie aus. Aber eine angemessene Reaktion besteht nicht in der Forderung die Ruhe durchzusetzen. Sie besteht darin festzustellen, dass Christen die Ruhe einhalten sollten und miteinander debattieren, wenn einige dies anders sehen. Sie besteht in der Forderung, trotzdem unbelästigt in die eigenen Kirchen und Dombauten zu kommen, angemeldete Prozessionen und Umzüge frei von Störungen und Belästigungen durchführen zu dürfen und zu können sowie keine Ruhestörung erdulden zu müssen, wie an jedem anderen Tag auch. Aber mehr auch nicht. Wenn Atheisten, Buddhisten, Hindus, Spaghetti-Monster-Anhänger an jenem Tag lieber in die Disco wollen oder im Park zum Grillen das Radio ein wenig lauter drehen - deren Sache.

Durch die aktuelle Haltung, die gelebte Islamophobie bei gleichzeitigem Totschlagen aller Kritik am Islam (u.a. mit dem Vorwurf der Phobie) tragen solche Menschen viel mehr zur Veränderung unserer Gesellschaft ins Negative bei, als es ein kleiner Haufen Rassisten je könnte. Diese werden zu Recht von unserer Gesellschaft für solche Äußerungen und Handlungen mit Verachtung gestraft. Leider nur deutsche Rassisten. Die übrigen können sich Dank der oben genannten Haltung bequem einrichten und austoben.
Und so wird aus Angst schnell Ignoranz. Wenn die Medien begeistert berichten, dass der Täter von München ja ein deutscher Rechtsradikaler sei, so ist dies der Versuch die Schuld auf die verachtetsten Bösewichte abzuwälzen und von den eigenen Schützlingen tunlichst abzulenke - ob böse und verantwortlich oder nicht.
Da wird der Satz "Ich bin ein stolzer Arier" aus dem Munde eines deutsch-IRANERS zur nationalsozialistischen, white-power Äußerung. Ohne auch nur eine Sekunde über die Nutzung und Bedeutung des Wortes für einen Iraner zu recherchieren. Denn diese Sekunde würde reichen, um die These zu zerstören. Dabei huldigte man in den 30ern dem Schah als "Licht der Arier" und der Name Iran bedeutet nicht viel anderes als" Land der Arier" bedeuten soll.
Was dies für einen Ausdruck und für das ohnehin angeknackste Vertrauen in unsere Medien bedeutet kann sich jeder vorstellen.
Aber was diese Haltung auch für die Reformer innerhalb des Islam bedeutet, ist nicht schwer zu verstehen. Wenn Bassam Tibi sich in einer Schweizer Zeitung darüber beklagt, dass die deutsche Presse in den vergangenen zehn Jahren nichts von ihm, dem Kritiker der konservativen Theologen und nach innen gewandte Reformer, wissen wollte und nunmehr die Hoffnung auf einen Euro-Islam aufgegeben hat, dann ist dies wortwörtlich eine Anklage gegen die islamophoben Verteidiger des Islam in unserer Kultur. Eine Anklage die längst überfällige Überarbeitung des Islam verhindert zu haben.
Und ich behaupte: aus Angst. Angst vor der Verletzung der Gefühle und der Gewalt der Muslime, Angst vor der eigenen Geschichte, Angst vor den Heimatstaaten, Angst vor der eigenen Person.


Montag, 1. August 2016

Tolkien und Martin, eine Replik auf einen Vergleich

Marco Gallina hat in seinem Blog einen (für unser Medium) ausführlichen Vergleich zwischen Martin und Tolkien gezogen.
Was Martin angeht, so sehe ich vieles anders, aber vor allem in Dingen des Geschmacks und darüber läßt sich bekanntlich (nicht) streiten. In der Causa Tolkien aber möchte ich verschiedlich widersprechen.
G. R.R. Martin












Mit folgendem möchte ich beginnen.
Wir müssen hier aus postmoderner Sicht ganz ehrlich sein. Kein Verlag würde den Herrn der Ringe heute mehr verlegen.
Dieser Annahme stimme ich nicht zu, schon gar nicht als absolutistische Vorgabe. Angesichts des Schundes, welcher heute veröffentlicht wird, sowohl "Kunst", Belletristik als auch triviale Literatur kann ich diese Einschätzung nicht teilen. Vor allem aber aufgrund der tolkienschen Veröffentlichungsgeschichte selbst und dem Vergleich zu heutigen Vorgängen.
Tolkiens Werk entstand in einer Zeit, als Fantasy keineswegs ein angesehenes und gut eingesessenes Genre war, offen gelesen und beliebt bei Millionen, den Markt mitunter sogar dominierend. Vielmehr haben Autoren wie H.P. Lovecraft und R.E. Howard mit ihrer "Low Fantasy" und zahllose kleine Autoren und Heftverlage das Ansehen (keineswegs dabei stets das Niveau) von Fantasy und Science Fiction drastisch gesenkt, nachdem Autoren wie Mark Twain, Mary Shelly oder Jules Verne eigentlich lesenswerte und beliebte Grundlagen geschaffen hatten.
In dieser Situation kam Tolkien denn auch nicht mit dem Lord of the Rings sondern The Hobbit in die Öffentlichkeit. Und zwar nicht durch eine Bewerbung bei einem Verlag und dessen verhaltener oder euphorischer Zustimmung sondern über Beziehungen. Der Zufall wollte es, dass der Professor sein Werk über eine Studentin an einen Verlag bringen konnte, und dieser wiederum verließ sich nicht auf Rezensenten und Literaten, sondern auf das Urteil des damals 12jährigen Sohnes des Verlegers, Rayner Unwin.
Es war also ebenso seinerzeit kein Lektor und auch heutige Verleger verlassen sich oft auf Intuition und die Meinung verschiedenster Personen, um zu entscheiden, ob sie ein Buch auflegen oder nicht.
Das Silmarillion, welches Tolkien in einer früheren Version anbot, lehnte dieser Verlag ab. Zu komplex, zu lyrisch, zu wortgewaltig - und das kein Lektor zur Korrektur und Straffung dran durfte, machte die Sache aus Verlegersicht schlimmer. Es sind also damals bereits jene vorgebrachten Schwierigkeiten existent gewesen - und sie haben die Veröffentlichung nicht verhindert. Es ist daher nicht so einfach zu behaupten, dass sich heute, im Gegensatz zu damals, kein Verlag finden würde.
Es führte im Gegenteil dazu, dass sich Tolkien erfolgreich einen anderen Verlag suchte - obwohl er teilweise unverschämte Forderungen in Sachen Werksbehandlung stellte, die schließlich doch zu seiner Rückkehr führten. Auch hier greift wieder "die Beziehung", denn sein seinerzeit kindlicher Fürsprecher war nun in leitender Funktion.

Schon zu diesem Zeitpunkt wurde ihm "mangelnder Bezug zur Realität" vorgeworfen und die "abstrakte, unglaubwürdige Welt" angelastet.  Ganz Professor reagierte er darauf in einem Essay.
Weder der "Hobbit" noch der "Lord of the Rings" war ein Kassenerfolg - zu Anfang. Es war eine illegale Veröffentlichung als Taschenbuch, also der Zugriff eines Verlages ohne Autorisierung, der das Werk verbreitete und populär werden ließ.
Hier in Deutschland wurde an die erst in den 60ern erfolgende Übersetzung maßgeblich durch Tolkien selbst beeinflußt - was manchen in seiner Kritik an der Lesbarkeit dieser ersten Übersetzung kurz innehalten lassen dürfte. Die Übersetzerin, M. Carroux, gab sich viel Mühe. So sind die Bände nicht für jedermann leicht zugänglich - aber wer sich darauf einlässt erlebt eine wunderschöne Sprache die eine große Geschichte zu erzählen weiß.
Es folgte ein Experiment, um die Leserschaft zu vergrößern. Anfang der 2000er Jahre kam eine Neuübersetzung heraus. Sie sollte dem Zeitgeist angepasst sein und Jugendlichen einen leichteren Zugang gewähren. Dafür wurde bsüw. aus "Master" (Meister, Herr) ein jovales "Chef". Eine Unmöglichkeit, die es in sämtliche Kritiken und auch Lexikon-Artikel geschafft hat (ja, auch wikipdia...).
Das Experiment wäre also beinahe missglückt.
Für Interessierte: die Neubearbeitung von 2012 ist trotzdem lesenswert. Beide Übersetzungen haben ihre Vor- und Nachteile.

Martin hingegen war und ist Teil der großen Unterhaltungsindustrie, mit längst gefestigten und routiniert genutzten Wegen. Sein Weg zum Verlag führte über einen Verleger UND Förderer wie dem zu früh verstorbenen Robert Jordan, dessen "Das Rad der Zeit" sehr unterhaltsame und innovative Fantasy war, bis er die Story ins Unerträgliche verlängerte.
Die Veröffentlichungsgeschichte der beiden könnte also unterschiedlicher nicht sein - aber auch Martins Werk "boomte" erst, seit der zweiten Verfilmung (der erste Film ist unerträglich) und war ebensowenig von Beginn an ein Kassenschlager.

(....) Bücher sollen filmisch zeigen was geschieht, statt großväterlich zu erzählen. Und das so präzise, knapp und klar wie möglich.

Die Werke Martins haben dabei ihren Ursprung in den 90ern - und wie sein Förderer Robert Jordan, ist sein Werk ebensowenig "knapp und präzise" wie Tolkiens. Auch Martin benötigt einen Anhang, und seine vorweg geloberte Neigung, Protagonisten unvermittelt ableben zu lassen, macht die Zahl der Namen der es zu kennen gilt ebensowenig kleiner, wie seine seit den 90ern ausgearbeitete und überarbeitete "Welt". Handlungsstränge, die keinerlei Relevanz für die eigentliche Handlung haben, sich plötzlich und unerklärlich ändernde Konditionen (der einstmals wendige und athletische Kleinwüchsige wurde erst nach der Aufklärung des Autors über die körperlichen Probleme der "größenmäßig Benachteiligten" seinen realen Vorbildern ähnlicher - ohne das in den Werken erklärt würde, warum. Dies muss der Interessierte in den Erläuterungen nachlesen und erfährt besagte Information.
Wie R. Jordan sind die Bücher Martins zu umfangreich, um sie einfach so zu übersetzen und auf den Markt in Deutschland zu bringen. Sie werden geteilt. Von "knapp" und "übersichtlich" ist hier also bei weitem keine Rede.

Tolkien muss schon deswegen verlieren, weil sein Stil nicht mehr in eine Zeit passt, die von sozialen Medien mit 140 Zeichen dominiert wird. In den 30er Jahren war es eben noch kein Fauxpas, sich auch einmal ins Langschweifige zu verirren, oder einfach die Sprache der Sprache Willen zu Wort kommen zu lassen

Auch hier muss ich widersprechen. Der Hauptstreitpunkt Tolkiens mit seinen Verlegern war stets die Länge, der Umfang und der Wunsch Erläuterungen, Anhänge und Vorgeschichten dazu zu legen. Das im Vergleich zu Martins Buchreihe regelrecht überschaubare Epos um den Ring sollte dramatisch gekürzt werden. Zwar ist die Konzentration heutiger Leser in der Tat beängstigend gering, aber damals waren die Groschenhefte das dominierende Format für "phatastische Literatur" und Novellen wurden allemal vorgezogen.
Man muss schon eine Weile suchen um außerhalb von Fachliteratur solch umfangreiche Werke zu finden. Wer durch die Reihen der Klassiker schreitet findet wohl Tolstoi, die Manns und Fontane in Umfang und ausufernden Beschreibungen. Twain, Vernes, Dickens uvm halten ihre Erzählungen i.d.R. knapper. Und gerade die Sagen- und Mythenwelt protzt eher selten mit vielen und endlosen Seiten und Erklärungen.
Die Zeitgenossen Wagners haben daher seine gewaltige, stundenlange Umsetzung der Nibelungen durchaus auch als künstlerischen Wahnsinn wahrgenommen.
Wenn auch unsere Zeit heute mit weniger Konzentrationsfähigkeit und permanentem Zeitmangel trumpft, so ist auch damals der Umfang keineswegs begrüßt worden und galt als Hindernis.
Umgekehrt sind die Filme Kassenschlager und die Veröffentlichung des dritten Teiles fand am Premierentag als Event statt, bei welchem zuerst die beiden anderen gezeigt wurden. Obwohl der zweite Teil in der Kinofassung im allgemeinen Urteil als schlecht gilt waren die Säle stets rappelvoll - für ca. 10 h (oder mehr, ich erinnere mich nicht mehr).
Auch was den Stil angeht, bieten Filme und Werk einen guten Vergleich. Wie gesagt ist Teil zwei schlecht angekommen als Film. Einer der Hauptgründe war der schnelle hin und her Schnitt - eine Versuch des Regisseurs moderne Sehgewohnheiten wie man sie aus "24 hours" kennt zu übernehmen.
Die Qualität wurde durch dezidiert "tolkiensche" Momente in der Extended Edition wieder angehoben.
Gesang ist bspw. heute eher in Disneyfilmen zu finden in einer unerträglich gekünstelten. Die Einfügung bspw. des Grabgesanges von Eowyn für Theodred treibt mir beim Anblick des Filmes die gleiche Gänsehaut (jedesmal!) auf, wie der Abschiedsgesang für Boromir, wenn die verbliebenen Gefährten ihn in einem der Boote auf die letzte Reise schicken.
Was auch in meinem Umfeld oft als "abgeschmackt" oder "veraltet" bezeichnet wurde, die Gesänge, entpuppt sich bei Lektüre wie Verfilmung als glaubhaft und ergreifend eingefügtes Leben. In den meisten Filmen die sich der Verangenheit annehmen oder mittelalterlich gestaltete Fantasy anbieten vermisse ich Gesang. Denn "früher" wurde gesungen. Gesang war Teil des Alltages. Soldaten beim Marsch, Arbeiter bei monotonen Handgriffen (nb. auch einige der schönsten Szenen in "Die sieben Samurai"), Seeleute auf Fahrt oder beim Löschen, Grablegungen usw. usf.
Ich fordere jeden Leser auf, das Experiment zu machen und einen HdR Teil in der Kinoversion und einen anderen mit Augenmerk auf die eingefügten Gesänge als Extended zu sehen. Die Qualitätssteigerung wiegt die noch größere Länge auf. Garantiert.
Besonders gelungen in Hinsicht auf die Einbindung des Gesanges in den Alltag und das Leben, wenn auch stark vom Buch abgewandelt ist der Trauergesang für Gandalf. Ruiniert natürlich die "Comedyeinlage"


Wo wir schon bei der Haupthandlung, also dem eigentlichen Plot sind: während man bei Martin in all den Intrigen oftmals gar nicht mehr weiß, was als nächstes kommt, erscheint die Geschichte des Altmeisters sehr einfach gestrickt.
 Ist dies als Vorteil gemeint? Ich persönlich empfinde dies als einen der negativen Punkte auf der Liste. Für mich leidet daran die Glaubhaftigkeit. Gemessen an der Kürze des Zeitraumes und der "Überschaubarkeit" der Personen im jeweiligen Handlungsraum ist die Zahl der Intrigen, Machenschaften und Verrätereien zu groß. Fast jeder hat seine eigene Suppe und spielt ein doppeltes Spiel. Selbst geistig stark eingeschränkte werden so dargestellt, dass man sich nicht sicher sein kann.
Das sorgt für Unvorhersehbarkeit aber eben auch für ein sehr abstraktes Bild. Viel zu oft wird jemand gemeuchelt und man hat den Eindruck, die Intrige war jetzt lediglich zur "Belustigung" des Lesers inszeniert, um diesen zu überraschen. Nichts gegen ein oder zwei gute Intrigen oder ein langfristiges Spiel um Macht - aber oft wirkt es, als habe sich ein Haufen Schachmeister versammelt und alle spielten auf dem gleichen Brett, ohne dass einer von ihnen merkt, dass mehr als zwei Spieler beteiligt sind.


Und hier sehe ich in der Tat das Problem der Aufmerksamkeit erneut. "erscheint" ist das richtige Wort. Man kann sich jahrelang mit Tolkiens Werk auseinander setzen, und trotzdem manche Nuance, manche "Facette" wie es Marco nennt, übersehen. Das weitaus Meiste, was einfach erscheint ist beim Altmeister in Wirklichkeit sehr komplex. Wie Marco später schreibt: das Böse ist immanent, das "reine Gute" und das "reine Böse" sind im Allgemeinen nicht zu finden. Galadiel zeichnet dramatisch vor, dass selbst das "gefundene" reine Gute zu etwas Bösem werden kann, weil es einen Funken in sich hat, der das Böse birgt. Boromirs Verrat ist aus dem Wunsch geboren, zu retten und schützen und die Zauberer sind in der Tat eigentlich eine Art Engel - und ausgerechnet ihr Anführer wird zum Feind der Schöpfung, zum gnandelosen Tyrann der sich mit Sauron mindestens auf einer Stufe sieht, eher darüber.
Wer ehrlich behaupten will, alle Entwicklungen und Nebenstränge im "Lord of the Rings" zu kennen und zu verstehen, der muss sich einem intensiven Studium ausgesetzt haben, um den Nachweis auch erbringen zu können.
Ein typisches wenn auch relativ einfaches Beispiel ist die Kritik, welche nach den Filmen besonders laut wurde. Warum sei man nicht von Anfang an auf den Riesenadlern direkt dorthin geflogen? Auf diese Frage gibt es eine ganze Batterie von Gründen zu antworten.
So sind die Adler eine eigene, intelligente Rasse voller Stolz. Sie lassen sich nicht "kommandieren". Man kann sie bitten - und zum Zeitpunkt der Reise lagen sie, das erfährt man nicht in den Bänden selbst, im Krieg mit den Riesen und hatten nicht einen einzigen "Vogel" zur Verfügung, der als Helfer hätte dienen können. In der Tat sah es wegen der zerstörten Horste sogar sehr schlecht für sie aus.
Saurons Blick unterdessen wanderte über Mittelerde, stets auf der Suche. Angesichts der Schwierigkeiten, die sich den Reisenden immer wieder in den Weg stellen und der gewaltigen Kräfte, die gegen "die Guten" aufmarschieren, ist es offensichtlich, dass der direkte Weg ungefähr so erfolgreich gewesen wäre, wie der Frontalangriff der Reiter Gondors. In den Filmen erscheint der Blick oft wie eine Art Flakscheinwerfer. Es hätte mit minimalem Aufwand schon klar sein können, was passiert, wenn man im deckungslosen Himmel unterwegs darauf zuhält.
Die Ablenkung durch die Schlacht am Schwarzen Tor demonstriert dies ebenfalls deutlich. Sich, nach einem glorreichen Sieg, so in Gefahr zu bringen und weitere Leben zu opfern schreit nach der "warum" Frage. Genaues wissen die Gefährten über die Hobbits und den Ring nicht mehr.
Eigentlich also "offensichtlich" - aber eben nicht so brachial dem Leser (oder Zuschauer) um die Ohren gehauen, dass er ohne den Einsatz des Hirns darauf käme, wie man durch die kritischen Frager erfahren durfte.


gleich den Rittern der Tafelrunde müssen die Gefährten zugunsten eines magischen Artefaktes unendliche Mühsale auf sich nehmen. Der spannende Unterschied: der „Eine Ring“ Tolkiens ist das genaue Gegenteil des Heiligen Grals. Er ist das Geschenk des Teufels, das die Geschöpfe Mittelerdes verführt
Der Gral wurde, als Lebensspender und heiliges Relikt gesucht, also eine richtige "Queste". Der Ring, als korruptes Element der Macht und unmittelbares Hilfsmittel des Truges (Unsichtbarkeit) sollte fortgebracht und vernichtet werden. Gut, das ist kleinliche Wortglauberei, aber mancher Vergleich hinkt eben mehr aber gelangt doch zum Ziel.
Die Darstellung des Ringes als "Geschenk" hat in Tolkiens Werk selbst Einzug gehalten, immerhin werden "die Ringe", den Herrschern geschenkt - aber im Zeitalter des Ringkrieg vehement als solches abgelehnt zu werden. Die Diskussion dieses Gegenstandes ist dabei schon nach der Schlacht gegen Sauron an den Hängen des Orodruin.  Es ist also nicht "des Teufels Geschenk", er ist ein Fluch der durchaus unabhängig von des Teufels Willen genutzt werden könnte, sogar zu dessen Vertreibung (s. Galadriel).
Bester Marco, dass Sauron ebenfalls auch ein Verführter ist und eben nicht der ursprüngliche und dominierende Anstifter, wie es der Lichtbringer ist, macht ihn ebenfalls zu einer mehrschichtigen Figur.

Aber in diesem Fluch steckt auch Gutes, wie Galadriel erläutert. Die Ringe der Elben haben diesen geholfen, unterstützten deren Herrscher. Sicherten lange Zeit das Überleben ihrer Art auf Mittelerde. Nach der Vernichtung des Einen verlieren auch ihre Ringe ihre Macht und den Einfluß, woraufhin sie sich zurückziehen und Mittelerde verlassen. Selbst Elrond.
Der Einfluß auf weniger "reine" und "starke" Wesen, Menschen und Zwerge, die eben weit mehr "charakterliche (Un-)Tiefe" besitzen, war hingegen zerstörisch. Bei den Menschen mehr als bei den Zwergen, deren Schicksal als Kinder Aules sich nicht so dramatisch von den Ringen beeinflussen ließ. Wohl wurden die Herrscher "dunkler". Die Gier, die den Zwergen ohnehin bereits anhaftete, wurde verstärkt - etwas, dass man im Verrat der Zwerge unter Thorin an den Menschen vom See bereits im "Hobbit" erfahren konnte.
Und hieran sieht man auch, dass der Vorwurf der mangelnden Charaktersgestaltung nicht nur aufgrund vergangener Stile ungerecht wäre, sondern schlicht nicht trifft. Die Charakter sind häufig alles andere als einfach. Sie leben innere Konflikte nur nicht so demonstrativ aus, formulieren ihre Gedanken und Wünsche nicht für den Leser, streben eben nicht alle nach Macht oder verbergen bzw. bekämpfen diesen Drang innerlich. Der Leser muss darauf achten, wie Schlangenzunge den Geist verdirbt, wie Liebe selbst eine Elbin zerreißt, wie Versprechen und Gastfreundschaft hochgehalten werden, um dann, keinen Deut besser oder schlechter als bei Martin, von Protagonisten mit Füßen getreten zu werden.
Zwischen "blinder Gefolgschaft", heimlichem Widerstand und offener Rebellion schwankt mancher Charakter, welcher oft gar nicht wahrgenommen wird.
Bestes Beispiel für mich ist da der Namensgeber dieses Blogs. Theodred spielt als handelnde Figur keinerlei Rolle. Er wird erwähnt, sein Tod betrauert. Das dieser ergebene Sohn, aufgerieben zwischen der Pflicht seine Leute und sein Land zu verteidigen und den offensichtlich wahnsinnigen Anweisungen seines Vaters, selbst kaum rebellierte, aber andere dazu anregte einen letzten Appell an den Herrsche zu richten und dann nicht mehr zu folgen (inklusive ihrer folgenden Existenz als Verfehmte, die trotzdem die Landesgrenzen schützen) hat mit Sicherheit nicht weniger Tiefe, als ein Gastgeber, der die Konkurrenz während eines Festmahles abschlachten lässt.
Und während Martins Charaktere mitunter auch nicht vor Inzest und Morden innerhalb der Familien zurückschrecken, dreht die Komplexität der Beziehung zwischen dem Truchsess Denethor und seinen beiden Söhnen eine Ehrenrunde durch reale Haushalte. Ungleich behandelte Kinder mit stark unterschiedlichem Charakter, Pflichtgefühl und Ehrgeiz, Kontrollzwang und Arroganz. Mündend in komplettem Wahnsinn und einer Eskalation, die so falsch in Ort und Zeitpunkt erscheint, dass es im Hinterkopf kratzt.
Wer es noch intensiver haben will, der muss dann schon ein anderes Genre lesen.
Und diese Charaktere und ihre Entwicklung läuft, im zeitlichen Rahmen, vor den Lesern ab - ebenso aber in den Anhängen und Erläuterungen, wenn sie zeitlich nicht in den Büchern untergracht wurden. Denethor dreht vor den Augen des Lesers durch, behandelt seinen überlebenden Sohn während der Handlung völlig anders als er es in seiner Trauer um den anderen ausdrückt. Woher diese Haltung kommt, warum der Truchsess so schwach wirkt, dies muss der Interessierte nachlesen. Tolkien versuchte so eben das trotzdem kritisierte Ausufern zu vermeiden.

Tolkien hat gerade durch seine Adaptionen der alten Heldensagen auch ihr Innerstes mitgenommen; heißt, wir treffen auf den Thronfolger, der gegen alle Widerstände sein rechtmäßiges Reich erobern muss; auf den geheimnisvollen, weisen Alten, der die Jungen auf ihren Dienst vorbereitet;

Und doch sind diese Figuren nur die Basis und es ist eben Tolkiens Verdienst, aus den "Holzschnitten" und "Archetypen" mehr gearbeitet zu haben, was zugegeben mitunter schwer zu erkennen ist und bestimmt bei manchem Charakter mehr gelungen erscheint als bei anderen.
Der "Thronfolger" strebt nicht nach dem Thron, nimmt ihn nur pro forma ein und ersetzt auch nicht den Truchsess (wie Denethor befürchtete). Er bringt nicht die "alten Zeiten" wieder und erfüllt oder gibt auch keine Versprechen von "in Zeiten der Not", wie es in den betreffenden Sagen oft der Fall ist. Eine Restauration gibt es nur in engem Rahmen.
Der "weise Alte", obwohl selbst ein Gesandter und übernatürliches Wesen, ist alles andere als Allwissend. Zahllose Stunden und teilweise zum Schaden der Gefährten die er begleitet, zieht er sich zurück um zu studieren und mehr über Aufgaben, Gegebenheiten und Möglichkeiten zu erfahren. Dabei lässt er mehr als einmal die Helden im Stich. Ist nicht da, als man ihn brauchte.
Er läuft unwissend in Gefahren und Fallen, wiederholt. Übersieht charakterliche Entwicklungen und verbringt viel Zeit mit "menscheln". Merlin, als genanntes Urbeispiel, erlaubt sich eine einzige menschliche Schwäche, die jedoch für ihn letztlich auch fatal ist. Bis dahin tritt er als vorrauschsehender Planer auf, dessen Handlungen auf Jahre und Jahrzehnte ausgelegt sind und Früchte tragen. Nur in Morgana täuscht er sich, durch deren Verführungskunst geblendet. Die Artussage lebt wirklich die lediglich in Grundzügen angelegten Figuren aus. Ein Kind seiner Zeit und seines Sinnes.

Gerade im Abgleich der Kämpfe möchte ich sogar den Eindruck umkehren. Die Schlacht zwischen John Snows und Ramsey zählt in meinen Augen sowohl im Buch als auch im Film zu den unglaubwürdigsten und unlogischsten Momenten der populären Fantasygeschichte. Snow reitet allein und weit vor seinen Truppen auf den Feind zu und wird durch die Gegenmaßnahmen (wenn ich mich richtig erinnere im Fernsehn weit spektakulärer als in den Büchern) nicht sofort getötet. Massiv unterlegen und von Anfang an unter schweren Verlusten am leiden halten seine Truppen durch - er allein mitten zwischen den sich treffenden Kavalleristen treffend, ohne dass er niedergetrampelt würde oder von einem der Gegner erreicht.
Und am Ende siegt sein Haufen auch noch. 
Ich kann damit in Fantasy-Romanen leben - aber wenn man einen grunsätzlich "realistischeren" und "zeitgemäßen Ansatz" beansprucht, stellt sich bei solchen Szenen die Frage nach genauso diesem Anspruch.
Tolkiens Schlachten sind keineswegs realistischer. Aber zumindest in diesem Vergleich plausibler. Und obwohl Rohans Reiter nicht wirklich charakterisiert werden ist die Ansprache vor dem Angriff auf die Belagerer der Weißen Stadt auf den Punkt treffend. Da ist nichts heldenhaftes. Man steht am Abgrund. Es geht nur darum, das Unvermeidliche so gut zu tun, wie es geht und Tod zu bringen, bevor man ihn empfängt. Diesen kleinen Funken Hoffnung. Der dann nicht dazu führt, dass die Reiter das feindliche Heer niedermachen - sondern die Moral greift. Und gerade dieses Momentum, die Moral der Truppen und Protagonisten erscheint mir bei Tolkien menschlicher und glaubwürdiger als bei Martin.
Das aber ist eben ein Eindruck.


Marco hat noch einiges mehr geschrieben und sein gesamter Text lohnt der Diskussion. Allein die Zeit... vielleicht komme ich noch dazu. Vielen Dank auf jeden Fall für diese ausführliche Darstellung Deiner Ansichten.

Tolkien ist trotzdem "to towering".