Mittwoch, 13. Juli 2016

Neue Informationen zu den Auslösern der aktuellen Rassenunruhen

Wie in einem meiner letzten Beiträge geschrieben, haben die deutschen wie die US Medien sofort nach bekanntwerden der tödlichen Schüsse auf Sterlin und mit der BLM (Black Lives Matter) und allen anderen "Black Power" Organisationen gemeinsame Sache gemacht, und die Berichterstattung von "unbewaffneten, harmlosen schwarzen Männern" die von der Polizei aus Rassismus ermordet wurden weitergeben. Sogar die FAZ ließ einen Redakteur zu Wort kommen, der den Fall Sterling, obwohl nur wenige Tage her und noch immer in den Ermittlungen, bereits als Beweis polizeilicher, rassistisch motivier Gewalt anführte - ohne Untersuchungsergebnisse und ohne alle Informationen zu kennen.
Ich muss zugeben, auch ich kam zu einem negativen Urteil nach Sichtung der Bilder - wenn auch auf einem anderen Level. Ich sah einen der Polizisten Sterling "tacklen", also zu Boden reißen, und dann beide Beamte nach einem kurzen Ringkampf ihre Waffen ziehen und "aufsetzen". Ich bewertete dies als unprofesionelles Verhalten und Unfähigkeit, denn es hätte andere Maßnahmen gegeben.
Was ich vergaß zu beachten: die Videos beginnen - aber keineswegs dort, wo die Begegnung begann. Ich konnte also nicht wissen, was vorher geschah und hätte mich zurückhalten sollen.
Mittlerweile ist einiges mehr bekannt geworden.
So muss ich mich dem Waffenlehrer Mike Brown anschließen, der in einem Video klar stellt, dass, wenn die Polizisten den Eindruck hatten, Sterling sei bewaffnet gewesen (und es hat sich herausgestellt - er WAR bewaffnet und seine Schusswaffe steckte in der Tasche nach der er Griff), dann war das verhalten der Polizisten gerechtfertigt.
Aber von Anfang an.
Das Video zeigt nicht, das Sterling einen Obdachlosen mit seiner Schusswaffe bedrohte und damit den Notruf auslöste, der die beiden Beamten vor Ort brachte. Die Beamten sprachen nach Zeugenaussagen zuerst mit ihm aus der Distanz und forderten ihn, wie immer wenn der verdacht auf Gefährdung besteht, auf, sich hinzulegen. Sterling widersetzte sich und wurde aufbrausend. Mindestens einer der Beamten zog seinen Taser und drohte erst mit dem Einsatz, bevor er ihn benutzte - allerdings ohne Erfolg.
Über dieses Thema schrieb ich ebenfalls schon. Entgegen dere verbreiteten Laienmeinung sind Taser keine ungefährlichen Wundermittel der Verbrechensbekämpfung. Neben der Tatsache, dass auch diese Geräte tödlich sein können versagen sie aus technischen Gründen sehr oft (beide Elektronen müssen Kontakt mit am Körper anliegenden Material haben oder direkt in die Haut eindringen) oder aus biologischen (bestimmte Drogen scheinen eine Art "immunisierende" Wirkung zu haben, die verhindert, dass die Getroffenen mehr als ein wenig Krampfen und immer noch eine Gefahr darstellen. Auch Geisteskranke haben sich in einigen Fällen so abgehärtet gezeigt). Woran es in diesem Fall lag ist noch nicht bekannt, wird es vielleicht auch nicht, wenn der Grund nicht ermittelbar bleibt.
Also wurde unmittelbare physische Gewalt zur "Unterwerfung" eingesetzt. Das ist reguläres Vorgehen der Polizei in den USA und unter bestimmten Voraussetzungen auch bei uns. Die Art und Weise kann kritisiert werden, was sich der Beamte beim "tackle" dachte, kann nur er sagen.

Die Beamten sahen aber am Boden dann einen Teil der Waffe aus der Tasche ragen - zusammen mit dem Notruf  und dem fortgesetzten Widerstand Sterlings waren sie also überzeugt, dass der Mann eine Gefahr für das Leben Unschuldiger und ihr eigenes darstellt. In der Situation zogen sie völlig gerechtfertigt die Waffen. Im Video kann man sehen, dass sich Sterling an seinem eigenen Körper nach unten orientiert. Ich kann nur spekulieren, dass die Polizisten darum ihre Waffen "aufsetzten", um ihm seine Situation durch das Spüren bewusst zu machen. Dann fällt der Ruf: "er greift nach der Waffe" und die Schüsse fallen.

Was im Video ebenfalls nicht zu erfahren ist, und worüber die Beamten vermutlich auch nicht informiert waren, aber die Journalisten von der Darstellung des "Unschuldigen und Ungefährlichen" hätte abhalten sollen, ist die Vita von Sterling. Diese enthält mehrere Verhaftungen und Inhaftierungen. Und keineswegs wegen Delikten. Häusliche Gewalt, Raub, Drogenhandel, Körperverletzung, unerlaubter Waffenbesitz, Angriff mit einer Waffe und er war auch in der Kartei der Sexualstraftäter zu finden. Letzteres wegen Kindesmissbrauches. Er hatte eine 14jährige geschwängert. Den Unterhalt zahlte er nicht, als er starb stand er mit 26 000$ aus.
Der Mann war mindestens so lange im Gefängnis wie in Freiheit.
Die Situation, die ihn nun das Leben gekostet hat, kannte er seinen Unterlagen nach ebenfalls schon. Er hatte bereits illegal bewaffnet einem Officer Widerstand geleistet. Dieser war jedoch schneller und erfolgreicher in seinem Versuch, ihn körperlich zu unterwerfen und in Gewahrsam zu nehmen.
Spätestens bei diesen Informationen hätten die Journalisten hüben wie drüben sich vielleicht zurückhalten sollen - besser noch, zur Zurückhaltung bis zur Aufklärung abwarten sollen. Denn nicht nur für Zivilisten gilt die Maxime der Beweislast.


Auch im Fall von Castile sind neue Informationen bekannt geworden. Castile wurde in den letzten 14 Jahren über 50 mal von der Polizei angehalten. Von fehlendem Sicherheitsgurt bis defekten Lichtern war alles dabei. 2011 wurde er mit abgelaufener Fahrerlaubnis erwischt und erfasst.
Diesmal allerdings gab es in unmittelbarer Nähe vorher einen bewaffneten Raub und Castile entsprach der Täterbeschreibung - weshalb der Officer auch vorsichtiger und nervöser war.
Auf der Facebookseite von Castiles Freundin, die das Video unmittelbar nach den Schüssen aufgenommen und live hochgeladen hatte, während ihr Freund neben ihr verblutete und ihre vierjährige Tochter auf dem Rücksitz saß ist unterdessen ein Video zu sehen (gewesen), welches zeigt, wie beide kurz vor einer Fahrt und mit dem Kind auf dem Rücksitz Drogen konsumieren und Castile primäre wie sekundäre Geschlechtsmerkmale seiner Freundin preist und Detailaufnahmen versucht. Keine Entschuldigung für tödliche Schüsse, aber Grund die Darstellung der Freundin kritisch zu beleuchten.
Das Castile wohl eher nicht vorhatte sich zu wehren oder gar zur Waffe zu greifen wird aus seinem guten Taten im Alltag geschlossen, von denen Dritte berichten.
Allerdings waren auch die Berichte über Trayvon Martin, Michael Brown und Freddy Grey erstmal absolut positiv. "Gentle giant" und "nicest kid" waren Charakterisierungen.
Bei Castile mag das zutreffen oder eben nicht. Wir wissen es noch nicht. Wir wissen nur, es gibt ein Video NACH den Schüssen und zwei in einem wichtigen Punkt nicht übereinstimmende Aussagen.
Die Ermittlungen wären abzuwarten, bevor man Rassismus schreit. Das wäre auch im Sinne des in Wahrheit lateinamerikanisch abstammenden Polizisten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen