Donnerstag, 21. Juli 2016

Mit dem Terror leben

Eine Phrase, oder besser, einige Varianten, dominieren die "Expertenmeinungen". Man dürfe sich dem Terror nicht unterwerfen.
Dem stimme ich restlos zu - aber scheinbar verstehe ich den Satz völlig anders.
Die Terroristen versuchten, unseren Alltag zu zerstören. Uns von unserer Lebensgestaltung abzubringen. Das dürften wir nicht zulassen. Wir sollten weitermachen, wie bisher, um es ihnen richtig zu zeigen.

Wer wirkliche Abneigung gegen Schimpfworte pflegt, überspringt bitte den folgenden Satz.
So eine gequirrlte, hirnlose, verkopfte, lebensfremd-gepamperte Scheisse zu verbreiten grenzt an fahrlässige Tötung.

So, mir gehts besser - ich habe das heute mehrfach laut vor mich hingeflucht. Meine nächste Beichte wird etwas länger...

Im ernst: die Absicht der Terroristen ist erstmal: zu töten und verletzen. So viele und so grausam und so medienwirksam wie möglich. Darauf folgt die Absicht, mit diesen Akten zum einen ihrem Auftrag zu wollen - den Kampf zu den Ungläubigen zu bringen, in das "Haus des Krieges", das "dar al-Harb".
Zum anderen aber auch zu signalisieren: wir haben die Macht. Wir können euch töten und wir werden euch töten. Wer nicht dem relativierenden, verfälschenden Unsinn in Radio und TV lauscht, nicht die Meinungsjournalisten in den Zeitungen liest sondern sich die Botschaften anhört, welche die Terroristen selbst versenden, der weiß, um was es ihnen geht. Ein klares Ziel. die Ausdehnung des Kalifats, die Bekehrung aller die sich bekehren lassen zum Islam, die Herrschaft der Scharia und der Tod aller, die sich nicht bekehren lassen.
Es ist völliger Schwachsinn zu behaupten, den Terroristen ginge es darum, dass Kevin Sorglos nicht mehr ins Bataclan nach Paris fährt oder der 14. Juli nicht mehr gefeiert würde. Natürlich will man diese Dinge auch loswerden, aber über die Herrschaft und nicht über den Terror. Der ist Teil asymetrischer Kriegsführung - in ihren Augen.

Bei uns wird betont, dass es keine absolute Sicherheit geben kann, man sich aber bemühe. Wie dies dann endet, zeigten uns prompt die Terroristen. Aus Angst, ein Stadion könnte, wie seinerzeit die Olympiade in München, live vor den Kameras zum Schauplatz eines Anschlages werden, wie im November in Paris geplant und in Deutschland vermutlich knapp verhindert, wurde ein riesiges Sicherheitsaufgebot aufgefahren.
In Nizza und den meisten anderen Städten wurde wenige Tage nach Ende der Veranstaltung dann der Nationalfeiertag begangen und die Sicherheitsvorkehrungen waren bestenfalls makulatur. Mit dem bekannten tödlichen Ausgang.
Die Polizei fordert mehr Beamte, die Innenminiserien schaffen Sonderheiten und Abteilungen. Und trotzdem kann es keine absolute Sicherheit geben. Die letzten Jahre haben das gezeigt. Wir verdrängen und vergessen um uns nicht klar zu machen, wie oft es schon geknallt hat.
Die Gewerkschaften betonen, dass man die Beamten nicht rund um die Uhr verheizen kann, die Innenrevisionen haben diverse Male bereits Radikale in den eigenen Reihen entlarvt.
Die Völkerwanderung hat nun doch manchen Terroristen ins Land gebracht, obwohl stets behauptet wurde, dem sei nicht.

In meinen Augen würde "wir ergeben uns nicht" bedeuten, wir lernen uns zu wehren. Wir fokussieren uns auf unsere Werte und Errungenschaften. Und fokussieren bedeutet, wir sehen es und wir verteidigen es. Sowohl gegen Angriffe als auch gegen Missbrauch. Bestes Beispiel wäre unser Asylwesen. Unsere Errungenschaft war hier das Menschenrecht, ausgeübt am Individuum. Jeder wurde als solches begrüßt, aufgenommen und überprüft. In einem stetigen Prozeß dieses Verfahren zu verbessern, menschenwürdiger zu machen. 2015 haben wir dies aufgegeben und ein Pauschalurteil verhängt. Turnhallenweise wurden echte Flüchtlinge mit Menschen zusammen gepfercht, die sich nur bessere Lebensumstände wünschen, viele davon am besten ohne Arbeit und auf Kosten anderer. Und zusammen mit "Flüchtlingen", denen der IS zwar zu Radikal war - aber nur, weil er auch sie aus irgendwelchen Kleinigkeiten aufs Korn nahm. Sonst teilen sie viele der Ansichten und leben sie auch aus. Mit Kinderschändern und Menschen die glauben, das man Mädchen nicht früh genug an einen Mann vermitteln kann.

Wehren, dass hieße für mich, die Bevölkerung vorzubereiten. Wie in Israel, wo der Terror zum Leben gehört und Beschützer nie viel weiter als einige dutzend Meter weg zu sein scheinen. Wo sich Menschen verteidigen dürfen und von klein auf beigebracht bekommen, wie man sich verhält. Bei einer Explosion, bei einem Alarm, bei einer Attacke. Ob Israel oder die USA, die Bürger haben das Recht sich zu wehren und üben dies auch aus. Jene, die es tun, stehen besser da, egal wie sehr an den Statistiken rumgefälscht und -interpretiert wird.
Ein bestimmter Teil unserer Politiker gerät in Panik und schwadroniert von Selbstjustiz, wenn die Bürger den letzten Strohhalm der Selbstverteidigung ergreifen und sich den "kleinen Waffenschein" geben lassen, um Schreckschusswaffen und Sprühgeräte mit sich führen zu dürfen, die einen Taschendieb abschrecken, aber gegen Terroristen und Bandenterror völlig nutzlos sind.

Mit dem Terror leben lernen, dass heisst Selbstverteidigung, Vorbereitung, Schutzmaßnahmen und Ausbildung. Wir werden wieder mehr Retter brauchen, die bei einem Anschlag den Verletzten helfen können. Wir werden Menschen brauchen, die ihre Ortskenntnis nutzen, um Fliehenden zu helfen.
Die Menschen müssen wieder lernen, ihre Umgebung im Auge zu behalten und Auffälligkeiten zu registrieren und ruhig melden zu können, ohne Panik auszulösen oder selbst zu erliegen.
Der Täter vom Frankfurter Flugplatz wurde von den unbewaffneten Soldaten überwältigt. Der Thalys-Terrorist wurde von urlaubenden amerikanischen GIs und einem mutigen Helfer zu Boden gebracht und entwaffnet. Der Täter von Nizza wurde von einem mutigen Mopedfahrer zum Anhalten gebracht. Der Kopenhagener Täter wurde von einem Sicherheitsmann in seinem tun behindert, als dieser die Menschen rettete und dafür sein Leben opferte.

In Texas waren es private, schwer bewaffnete Sicherheitsleute, die eine volle Wagenladung Islamisten stoppten.
Der Würzburger Täter traf durch einen für ihn unglücklichen Zufall auf ein SEK, die Täter von Paris mordeten bis nach Stunden die Polizei stürmte. Der entkommene Täter musste von einem Einsatzkommando Wochen später aus den Reihen seiner Sympathisanten abgeholt werden.

Den Bürgern zu vertrauen, wie man es mit den Völkerwanderern wagt, und ihnen die Verantwortung für ihr Leben zu lassen wäre ein Anfang. Das die Staaten versagt haben, das ist kaum noch zu leugnen. Nicht angenommene Notrufe, lange Anfahrtszeiten der Polizei, Kostenübertragung bei "Fehlalarmen" selbst anderer, Überalterung, Überarbeitung, Überlastung, Unfähigkeit, mangelnde Vorbereitung und Planung usw. usf .... diese Polizei kann nur noch aufnehmen, aber nicht mehr schützen, was ohnehin immer schon die schwierigste Aufgabe war.
Wir müssen unser Leben ändern. Denn es wird nicht aufhören. Egal wie oft die Presse mitteilt, der IS liege am Boden, er tut es nicht. Er ist in Nigeria, in Libyen, Yemen, Somalia, Irak und Syrien aktiv und sehr lebendig. Seine Attentäter verüben einen Anschlag nach dem nächsten. Charlie Hebdo, der jüdische Supermarkt, Thalys, die ermordete junge Tänzerin, der Novemberanschlag, das vor den Augen des Kindes abgeschlachtete Polizistenpaar, der Flughafenanschlag, Kopenhagen, Würzburg, der Angriff eines jungen Mädchens mit einem Messer auf einen Polizisten, Nizza usw. usf. Und das sind nur die letzten einer langen Reihe.
Muß das öffentliche Leben erliegen? Darf es das? Beide Male: Nein. Aber die Sorglosigkeit ist vorbei. Man kann seine Kinder nicht mehr Abends allein vom Konzert nach Hause laufen lassen (Godesberg als ein Beispiel von vielen). Jedem wildfremden die Tür aufzumachen empfiehlt sich nicht. Schon lange warnen sogar die Ersthelferkurse davor, allein auf dunkler Strasse anzuhalten. Vor allem als Frau.
Die wenigsten Menschen sind in der Lage extreme Situationen heute noch einzuschätzen. Im Bataclan legten sich die Opfer zum größten Teil auf den Boden, ergaben sich den Terroristen. Mit den bekannten Folgen.
Das ist keine Erpressung der Terroristen, es geht nicht um Geld, Freilassungen oder Politik. Sie wollen unser Leben. Alles aufgeben müssen wir nicht - aber ein wenig ändern müssten wir schon. Damit wenigstens mehr von uns und unseren Kindern eine Chance erhalten, die großartigen Errungenschaften wie Meinungsfreiheit, freie Religionswahl, freie Partnerwahl und körperliche Selbstbestimmung zu erleben und nicht in Zuständen wach zu werden, wie sie in den meisten der ca. 55 islamischen Staaten herrschen.

2 Kommentare:

  1. Ist ja alles richtig, aber ?

    Es kann doch kein Zweifel bestehen, dass der Großteil es so will, oder hinnimmt, um den Rest kūmmern sich Maas und Kahane
    Was tun?

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    1. Tja, was tun. So platt und alt es sich anhört: sich engagieren.
      An erster Stelle sich selbst informieren. Was ist gesetzlich möglich, was wäre theoretisch möglich. Wie sieht es mit Erfahrungswerten aus. Daten erheben und sich selbst eine Meinung bilden.
      Sollte man zum gleichen Schluß wie unsereins kommen bzw. diese bestätigt finden, sollte man sich selbst argumentativ rüsten. Fakten, Daten, Beispiele. Bei allen Diskussionen die ich führte punktete ich mit einem Berg an Informationen, der die meist auf emotionaler Haltung basierenden Gegenredner meist regelrecht erschlug und wenn nicht zum nachdenken so zum schweigen brachte.
      Und anschließend hinausziehen. In der realen Welt wie in der digitalen.
      Schützenvereine sind zwar vor allem auf den Land meist überalterte Brauchtums- und Gesellschaftsvereine und in der Stadt Sportclubs - aber immerhin besteht hier keine Angst vor den Waffen und man kann mit den Leuten sprechen.
      In politischen Parteien aktiv werden und Aufklärung leisten.
      Wenn sich jemand frustriert und verängstigt zeigt, nimmt er dankbar ein konstruktives Gespräch an, statt dämonisiert zu werden.
      Und vor allem: die Wähler der Parteien, die uns weiter wie Schafe behandeln und sogar noch weiter wehrlos machen wollen konfrontieren - mit Fakten!
      Ob's am Ende reicht .... aber mehr fällt mir momentan nicht ein.

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