Mittwoch, 20. Juli 2016

Künast und der Terror

So schnell nach Nizza hatte ich es nicht erwartet, aber richtig überrascht hat es mich nicht. Ein weiterer Anschlag. Mindestens fünf Menschen sind verletzt worden, vier davon schwer. Alles Mitglieder einer Touristenfamilie aus Hong Kong. Ich wünsche ihnen wenigstens körperlich völlige Genesung. Wie die anderen 14 Zugfahrer, werden auch sie einen Schock und ein Trauma haben, welches sie für lange Zeit, möglicherweise für immer begleiten wird. Solche Taten hinterlassen nicht nur körperliche Verletzungen. Die Angst, die Panik, das Entsetzen, gerade wenn noch die eigenen Kinder, die eigene Familie niedergestochen wird. Das Gefühl der Hilflosigkeit, die Konfrontation mit solcher Wut und völligem Mangel an Mitleid.
Wir Deutschen, wir Europäer leben als Normalbürger schon lange in einer absoluten Sicherheitszone. Zwar kann jeden von uns plötzlich ein Unfall ereilen, ein Herzinfarkt kann unser Leben beenden oder ein Krimineller kann es auf uns absehen. Aber die Mehrheit kommt durchs Leben ohne erfahren zu müssen, wie es ist, um sein Leben kämpfen zu müssen. Sowohl im übertragenen Sinne, denn es gibt, weisen Staatsmännern und Gott sei Dank, noch soziale Netze, die verhindern, dass Menschen auf der Strasse verhungern (erfrieren ist aufgrund nun überfüllter Aufnahmeeinrichtungen nicht mehr auf die Verweigerung von Hilfe zurück zu führen), als auch im eigentlichen.
Erstaunlich sind in dem Zusammenhang die Meldungen von unseren Schulen. Obwohl die Gewalt um sich greift, regelrechte Banden auf den Schulwegen lauern, sind unsere Kinder mehr und mehr durch "Deeskalations- und Anti-Gewalt-Lektionen" gelenkt und nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten.
Da ist die Wortmeldung von Künast, ihres Zeichens eine der Kult- und Leitfiguren der Grünen, regelrecht bezeichnend.
Tragisch und wir hoffen für die Verletzten. Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen!
 Mit einem kurzen Satz (gut, Twitter bietet nicht viel Raum - aber auch kein Limit an Tweets) wird das Leid der Opfer des Terroranschlages auf "na mal sehen ob da was Schlimmes dabei war" Niveau gesenkt und ein obligatorisches "Hoffe es geht euch gut" daraus gemacht. Ihr Fokus liegt dort, wo er auch vorher lag. Nach derzeitigem Wissensstand gehört der junge Mann zu den vielen "Flüchtlingen". Der Gruppe also, deren Wohlergehen Künast im letzten Jahr am Herzen lag und derentwegen jeder Einwurf, jede Kritik, jedes Bedenken in die rechtsradikale und fremdenfeindliche Ecke gestellt wurde. Zusammen mit den meisten führenden Politikern lehnte auch Künast den Verweis auf eine verschlechterte Sicherheitslage ab und die Frage nach dem Wohl der Bürger wurde als populistisch abgetan, mit Verweisen auf Menschenrechte und das Wohl der Flüchtlinge überlagert.

Selbst als nach dem Anschlag in Paris im November letzten Jahres, eine gefühlte Ewigkeit her, klar wurde, dass ein großer Teil der Flüchtlinge falsche Angaben gemacht hatte (so wohl auch der Würzburger Täter, dessen unglaubhafte Angaben bzgl. des Alters erst im Licht der Kameras diskutiert werden), sich nicht an die Auflagen hielt und mindestens drei der Terroristen als solche im Flüchtlingsstrom nach Europa gekommen waren, etwas das ranghohe Sicherheitsbeamte vorher als "ohne Hinweis und darum unwahrscheinlich" bezeichnet hatten, wurde die Diskussion dieses Problemes abgelehnt.

Das Leid der realen Flüchtlinge und Hilfesuchenden unter den "Flüchtlingen" wird ebenfalls bis heute kleingeredet. Wie es den Christen und Atheisten, Homo- und Transsexuellen, wie es Frauen, Kindern und vor allem kleinen Mädchen in den Heimen ergeht, kommt immer wieder in einzelnen Artikeln und Berichten nach oben - eine Reaktion der Politik und der großen Fraktion der "kein Mensch ist illegal" Fraktion blieb aus.

Aus dieser bevorzugten Position heraus also aggierte der Täter von Würzburg. Wie auch in Nizza versucht nun die Medienwelt und die Politik mit der Phrase "das Motiv ist völlig unbekannt" erstmal den sich aus der Erfahrung aufdrängenden Verdacht auf einen islamistischen Anschlag beiseite zu stellen. Hintergrund hier ist wohl die doch nicht so große Ferne von Islamismus und Islam - oder die Angst, die eigenen Leute würden zu Mistgabeln und Fackeln greifen, um willkürlich Muslime zu lynchen...
Peinlich wurde die Haltung mit jeder fortschreitenden Stunde. Eine IS Flagge tauchte auf - der penetrante Hinweis auf das "selbst gemalt" kann von mir nur als ein weiterer Versuch angesehen werden, Zweifel zu sähen und das Motiv wie die Verbindung nicht zum IS laufen zu lassen.
Ein Bekennervideo wird auf einer IS Plattform gefunden und der Inhalt ist eindeutig.
Ebenso ein handschriftlicher Brief.
Auf dem Mitschnitt eines Notrufes ist eindeutig der Ruf "Allahu Akhbar" zu hören (bevor Frau Sorge vom Cicero wieder aktiv wird).
Der IS bekennt sich zum Anschlag. Das in den Medien erstmals seit vielen, vielen Jahren wieder "beansprucht" wurde, ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf die verwandte Haltung von Künast und der Medienwelt. Gibt es Grund zu zweifeln? Gibt es noch andere islamistische Gruppen, die in Europa so erfolgreich Anschläge durchführen? Hat der IS nicht bewiesen, dass er es vermag? Haben seine Anhänger nicht genug Willen, Hinterlist und Argwohn demonstriert?

In seinen Zweifeln nach dem Motiv der Täter von Nizza und Würzburg beruft man sich auf Amokläufer und Einzeltäter. Zumindest letzteres haben wir in den letzten Jahren gesehen. Der Mörder vom Frankfurter Flughafen der unbewaffnete US Luftwaffensoldaten ermordete (2011), die Täter welche den Soldaten Lee Rigby (2013) mitten in London, nur wenige hundert Meter von seiner Kaserne den Kopf abschnitten vor den Augen entsetzter und ungläubiger Passanten, der Schütze von Kopenhagen (2015), Mohammed Merah (2012),  usw. usf.
Allerdings haben wir auch eine Reihe von Tätern, die sich dem IS verschrieben haben und dies entweder offen bekannten oder durch ihre Taten ausdrückten. Die diversen Anschläge, in denen "Einzeltäter" mit Fahrzeugen in Menschenmengen fuhren und anschließend die Zeugenaussagen bzgl. des Schlachtrufes ignoriert oder in Zweifel gezogen wurden um die Theorie der "Geisteskranken" zu verbreiten seien hier ebenso genannt, wie der Mörder des Polizistenpaares in Frankreich vor wenigen Wochen oder der Anschlag im Thalys.

Was mich ziemlich stuzig macht, ist, dass diese Leugnung eigentlich die Lage schlimmer darstellt. Wären es alles Einzeltäter, so könnte man keinen Kausalzusammenhang mit dem IS und seinem "Missbrauch des Islam" treffen - und der Verdacht müsste sich in der Tat ausweiten. Die Phrasen rund um einen "friedlichen Islam" müssten dann erst recht unter Vorbehalt analysiert und die Haltung jedes Einzelnen müsste in Frage gestellt und kontrolliert werden.
Dem begegnen die Politiker wie unser Innenminister mit dem Hinweis auf "Amoktaten" und den Versuchen, die Motive der Tat durch diffuse Definitionen verschwimmen zu lassen. Da wird dann auch die "politische Motivation" eingebracht. Das der Täter von Besatzung und Kriegsopfern sprach, wird hier als Kern dargestellt. Dass diese Kriege lange vorbei sind, die Truppen abgezogen und der Täter selbst betont, dass hier kein Akt des Freiheitskampfes stattfindet sondern ein perfider Mix aus religiösem Krieg und Rache, wie er bereits in den ahadit, den Lebens"weisheiten" rund um Mohammed gelehrt wird - Nebensache, wenn man nicht zugeben muss, was man nicht zugeben will.

Und auch andere Stimmen nun erneut mit ein in den Chor, man dürfe nicht vorschnell schließen - egal wie viele Beweise noch auftauchen.
Künast nun, um zurück zu kommen, steht stellvertretend für diese, in Ermangelung eines anderen Wortes für eine mittlerweile feste Gruppierung dieser Art, Kaste an Relativierern, Verleugnern und Beschuldigern.
Beschuldiger? Zu der besagten Denkweise gehört eine überkritische Selbstreflektion. Man entschuldigt den Täter und nimmt die Verantwortung des Individuums auf sich - oder besser, die eigene Gesellschaft. Gemobbt, Fremdenhass, Frustration durch Alltagsrassismus, mangelnde Integration, schlechte Lehrer, (natürlich nicht selbstverschuldetes) Versagen in der Schule / Ausbildung und natürlich keine Arbeit. Ganz zu schweigen von "racial profiling" und "Polizeigewalt". Nicht, dass es dergleichen nicht gäbe, aber als Vorwurf taucht es überwältigend öfter auf, als in der Realität. So ist die Tatsache, dass die Bundespolizei, welche bspw. illegale Einreisen verhindern soll, besonders häufig auch Menschen mit erkennbarer Herkunft von anderen Kontinten kontrolliert - vor allem aber eben von Kontinten deren Bewohner häufiger illegal im Land sind, keine Form von Rassismus sondern von Lebensrealtität. Wenn nach fünf Raubüberfällen durch Männer im Umkreis weniger km die Polizei vermehrt Männer anhält und kontrolliert würde auch niemand über Sexismus klagen.
Und so unterirdisch ist auch Künast Auslassung zu den Schüssen der Beamten. Nicht nur, dass ihr das Wohlbefinden der Einheimischen und Beamten offensichtlich am Allerwertesten vorbei geht - denn der Täter griff auf seiner Flucht noch eine weitere Frau an, bevor er sich auf die Beamten versuchte zu stürzen, sie wartete weder nähere Informationen ab (der Tweet wurde mitten in der Nacht veröffentlicht, während man noch auf Einzelheiten wartete), noch demonstrierte sie auch nur die geringste Ahnung von dem, worüber sie schrieb.
Ihre Sorge, ihre Kritik galt vor allem dem des Täters. Eines Mannes, der eine ganze Familie mit Axt und Messer niederschlug. Der in einer Bahn urplötzlich und ohne erkennbaren Grund zu morden versuchte - auf eine möglichst grausame und brutale Weise.
Sie unterstellt, dass die Polizei grundlos oder zumindest vermeidbar tötete - ohne daran zu denken, wie sehr es die Beamten mitnehmen dürfte, einen Menschen erschießen zu müssen.
Sie behauptet, man hätte so schießen können, dass der Mann verhaftet hätte werden können. Und demonstriert damit, dass sie (wie auch ich) nichts über die Situation vor Ort wußte und erst recht keine Ahnung vom Schusswaffengebrauch hat. Eine Frau, die sich engagiert, dass alle Schusswaffen verboten werden und sonst absolut nichts über diese Werkzeuge weiß.

Zwar herrschte Empörung über ihren ersten Tweet und der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei wurde in einem n-TV Interview erfreulich deutlich, ebenso wie andere Schreiber. 
Aber das war es dann auch. Mehr wird nicht passieren.  Im Gegenteil. Andere schließen sich an und Künast legt nach. Es gehe immerhin um den Rechtsstaat, in dem jeder Schuss untersucht würde. Das stimmt - und bedarf dazu keiner Aufforderung und keines Kommentars einer Bundestagsabgeordneten. Das geschieht in der gesamten westlichen Welt automatisch. Polizisten die jemanden im Dienst erschiessen werden bezahlt beurlaubt und die dafür zuständige Abteilung untersucht den Vorfall. Sollte es sich um einen Mord, einen Unfall, Fahrlässigkeit oder irgend etwas anderes als Notwendigkeit handeln, werden danach Schritte eingeleitet. Das führt dazu, dass viele Beamte die Schusswaffe gar nicht als Option wahrnehmen, denn "man steht immer mit einem Bein im Knast". Künast heuchelt da noch Verständnis und behauptet, sie sehe, wie schwer die Arbeit der Polizei ist, auch mit Blick auf den Schusswaffeneinsatz. Eine unglaubwürdige Äußerung angesichts ihrer Reaktion.
Noch einen drauf setzt Jakob Augstein, der gleich noch twittert, dass es sich wohl um eine Hinrichtung durch die Beamten gehandelt habe, die damit "Gerechtigkeit" herstellen wollten.


Das Ganze ist beispielhaft für den Zustand unserer Gesellschaft. Die Opfer werden bestenfalls am Rande bedacht, die Täter werden zu entschuldigten Opfern umdeklariert, diejenigen, die sich wehren oder gar andere verteidigen müssen sich hinterher einem sozialen Tribunal stellen.
Und die Islamisten stehen am Rand und fragen sich, was sie noch tun müssen, um von allen als Gefahr und Bedrohung wahrgenommen zu werden.

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