Mittwoch, 11. Mai 2016

Pressekodex und das Schweigen

Im Nachklang der Massenbelästigung und -vergewaltigung an Silvester in Köln und vielen anderen Stellen wurde der Presse wie der Polizei, Politik und Justiz vorgeworfen, "zu schweigen". Oder, ausführlicher, Informationen entweder nicht zu melden, weiterzugeben, zu unterschlagen  bzw. zu verschweigen. Besonders die Presse wehrte sich und eine Diskussion entbrannte um den Pressekodex, welcher gebietet, Herkunft, Religion usw. nur dann zu nennen, wenn dies im Kontext zur Meldung relevant ist.
Nun sind aber weder Kontext noch Relevanz klar definiert, und so darf unsere schreibende Gilde munter selbst bestimmen, was wann wie relevant ist. So weit, so problematisch. Würde man dies bis zum Ende verfolgen und die heutigen behaupteten Maßstäbe und Werte anlegen (modernes Geschlechterbild, Migrationsfreundlichkeit usw.) so würden Meldungen sich zukünftig so lesen:
"Ein Mensch schlug einen anderen Menschen von hinten nieder und trat mit weiteren Menschen auf den am Boden liegenden ein, bis dieser Mensch an seinen Verletzungen verstarb."

oder eben
"Unter zweiwörtrigen Rufen stach ein Mensch auf andere Menschen ein, tötete dabei einen Menschen."

Denn nur so würde sichergestellt, dass keine Information, die für irgend ein Anliegen pauschalisiert werden kann(!), in die Hände anderer geriete. Das ist angeblich das Anliegen.
Bestimmte Informationen scheinen aber nicht darunter zu fallen und werden entsprechend genutzt.
So sind die Geschlechtsangaben scheinbar kein Problem - denn, so lernen wir in der dritten Welle des Feminismus pausenlos, Gewalt und Kriminalität ist männlich. Natürlich ist damit, auch das lernten wir dank genau der gleichen Feministinnen, der weiße Mann gemeint. Der Europäer, der US-Amerikaner, der Kanadier und Australier.
Das führt dazu, dass Feministinnen in westlichen Ländern nunmehr von "rape cultur" salbadern dürfen, ohne dafür die gleiche Erfahrung machen zu müssen wie jene, die den Orientalen eine solche zusprechen. Im anglo-amerikanischen Raum gibt es sogar eine solide Bewegung, die fordert, Jungs zu "lehren, nicht zu vergewaltigen" - als würde dies bislang nich
Auch das Alter wird gerne mitgegeben. Wenn in der JVA Wuppertal ein Häftling den anderen wegen eines Kartenspieles erwürgt, dann erfahren wir selbstredend deren Alter (18 und 20) und am Ende der Berichterstattung, die sich vorwiegend mit der JVA und nicht mit Täter und Opfer beschäftigt, auch deren Inhaftierungsgrund. Wer also in Richtung einer bestimmten, markant vertretenen Altersgruppe losziehen will, kann sich die Informationen jederzeit aus der Zeitung besorgen. Wie verläßlich solche Eindrucke und Daten aus den Zeitungen sind, das bewies ja vor einigen Jahren die TAZ (mit besagtem Oktoberfestzitat) und jüngst eine Reihe von Zeitungen, die irgendwelche Leute zu Wort kommen ließen, ohne deren Behauptungen zu überprüfen - sei es das "rape cultur" Festival Oktoberfest oder die "Sportmordschützen" mit ihren kruden Thesen und Verdrehungen.

Das die Unterschlagung, Verzeihung, die Auslassung von Informationen irgendeinen anderen Grund haben kann, als die Wirkung von Meldungen zu manipulieren, der Bevölkerung also zu erklären, was sie zu über die Dinge, welche man ihnen zeigt, zu denken hat, dies darf getrost bezweifelt werden.
Es kann also nicht um Wahrheiten gehen, sondern um Denkweisen, mitunter um Ideologie.
Letzteres drängt sich auf, betrachtet man die getroffene Wortwahl genauer. Namen werden entfremdet - dies gebietet angeblich mitunter der Persönlichkeitsschutz. Dann steht dort oft etwas von "Benjamin K." oder Sebastian N." - nur ist dies nicht der Austausch von typischen Namen mit ähnlichen typischen Namen und somit sind wir nicht mehr im Bereich der Auslassung und des Persönlichkeitsschutzes, sondern in der Entfremdung und Bevorzugung einer Gruppe, wenn aus Mohammed, Ahmed, Nasril oder Ochuko dann kein Abuyami, Samir, Mahmut usw. gemacht wird. Denn hier wird die Herkunft nicht nur nicht genannt, sondern es wird so getan, als handele es sich um jemanden anderer Herkunft.

Die typische, mittlerweile vom Bürger durchschaute Methode ist die der freundlichen Umbenennung. So wird aus einem Syrer, Türken, Algerier einfach ein "Südländer" - ein Begriff, der bescheuerter und schwammiger kaum sein könnte.
Oder "junge Männer" - wie jüngst in Bad Godesberg, als ein 17jähriger ermordet (und von den Rettungskräften reanimiert) wurde. Die Täterbeschreibungen lassen gepflegt aus, welchen Typ man sucht - lediglich einer habe "dunklere Haut" und bei zweien scheint die fließende Beherrschung der deutschen Sprache erwähnenswert.

Mit einer dreisten Falschbehauptung wurden wir heute wieder konfrontiert, und sie ist das reale Gegenstück zum zweiten oben genannten "gereinigten" Bericht. In einem Vorort von München stürmte ein Mann mit einem Messer und dem bekannten islamischen Ausruf auf den Lippen auf die nichtsahnenden Passanten. Er erstach einen 54jährigen Mann während er brüllte "Ungläubiger, du musst jetzt sterben" und verletzte mehrere andere, bevor er überwältigt werden konnte.
Die Meldung der FAZ ist beispielhaft, besonders in einer bestimmten Formulierung für die Reaktion der Medienwelt.
Am S-Bahnhof Grafing bei München hat ein Mann offenbar wahllos auf Pendler eingestochen. Der mutmaßliche Täter ist ein 27 Jahre alter Deutscher. Die Polizei prüft einen möglichen islamistischen Hintergrund der Tat.
Die FAZ hat sich seit Sonntag mit mehreren Artikeln um den Islam verdient gemacht. Ich habe vier Artikel geschafft, in denen mir erklärt wurde, dass Deutsche keine Muslime kennen und darum nichts über den Islam wissen können, dass der Islam eine große Integrationskraft sein kann, dass der Islam völlig missverstanden wird, sich derzeit reformiere, die Mehrheit der Muslime friedliche Menschen seien die Terror ablehnen und das der religiöse und der politische Islam trennbar sind.
Da ist es nur ein weiterer Eindruck, wenn jemand, der den Rufen und Taten nach ins Bild dessen passt, was wir in England und Frankreich der letzten zwei Jahre mehrfach erlebten (bspw. zum Jahrestag des Charlie Hebdo-Massakers) direkt (mal wieder) für geistig verwirrt erklärt wird und in den Medien ausdrücklich als "Deutscher" bezeichnet wird. Mittlerweile schwirren mehrere Behauptungen durchs Netz, die anderes vermuten lassen und auch die Polizei äußert sich selbst nicht eindeutig, auch auf Nachfragen nicht, was bislang stets einen Schluss zuließ.

Und kaum ist die Leiche des Opfers abtransportiert, kaum die Rufe des Mörders kolportiert, da tritt Ayman Mazyek, der Opferankläger Nr. 1 der Republik vor die Presse und meint sich beschweren zu müssen, weil sofort ein "unbegründeter Generalverdacht" fallen gelassen würde - natürlich gegen den Islam. Wenn die heutigen Muslime sich gerne mit den Juden im 3. Reich vergleichen, da würde ich gerne wissen, womit sie solche Konferenzen und Statements in der damaligen Zeit vertreten sehen, angesichts der i.d.R. frei erfundenen Vorfälle, die seinerzeit die extra gegründete Hetzpresse füllte...



Kurzum, der Pressekodex ist in dieser Sache nicht zu rechtfertigen, aggiert angesichts der überlicherweise durch die Presse gelieferten Informationen rassistisch, sexistisch und voreingenommen wenn man die Worte streng auslegt und angesichts der gelieferten Desinformation ist die Sache eigentlich bereits im Bereich der Propaganda angekommen. Man mag mich dafür der Übertreibung bezichtigten, ich lausche gerne den Gegenargumenten.

Will man den Pressekodex erhalten, so muss streng definiert werden, was "relevante Informationen" sind - und sie auch aus allen anderen Berichten raushalten.

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