Dienstag, 3. Mai 2016

Angepaßt und so wenig rebellisch wie nie - deutsche Jugend

Wenn Kinder zu jungen Erwachsenen, sogenannten Jugendlichen, werden, dann ist das eine Zeit, die im normalerweise "Pubertät" geheißen wird. Sie ist eine Zeit der Orientierung. Ein Zeitraum, in dem man versucht herauszufinden, wie man sein Leben lebt, was sein muss, darf soll und sollte.
Eine der alten Weisheiten lautet: "Wer mit 18 kein Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 30 noch ist, der hat kein Hirn".
Es gibt Jugendliche und junge Erwachsene, die rebellieren gegen Eltern, Gesellschaft und Staat gar nicht, und solche, die bis ans Limit des Erträglichen und darüber hinaus gehen. Das war schon immer so. Jene, die bei Nacht und Nebel verschwinden, um ihr Glück in der Ferne zu suchen und nicht mehr dem Kommando ihrer Familie gehorchen zu müssen, jene die brav dem Lebensweg folgen, den ihre Eltern ihnen vorgezeichnet haben (oder auch nicht) und irgendwas dazwischen.
Das ist völlig normal und führte schon von jeher zu Verzweiflungsrufen der Erwachsenen - die Jugend sei der Untergang.
Eine jetzt veröffentlichte Studie, die "Sinus-Jugendstudie", zeichnet nun ein Bild der "angepassten, weltoffenen, toleranten Jugendlichen". Eigentlich heisst die Studie "Wie ticken Jugendliche 2016?"
Der Titel verspricht nicht unbedingt ein wissenschaftlich ausgearbeitetes Ergebnis, aber die Studie wird scheinbar regelmäßig wiederholt (zuletzt 2012).
Die im Titel genannten Adjektive stammen aus den zahlreichen Medienberichten, welche die Studie aufgriffen.Wer mag, kann sie sich kaufen oder in die PDF hineinsehen.
Mir persönlich macht diese Umschreibung ein wenig Sorge. Immer, wenn die Jugend sich zu gut oder zu schlecht mit Politik und den älteren Generationen versteht, drängen sich einzelne Sorgenfalten auf meine Stirn. 
Kinder sind vielen Einflüssen ausgesetzt und offen. Neben den Eltern und der Familie sind dies natürlich auch die Freunde, Medien, Umfeld, Vorbilder (die sie sich selbst wählen aber auch "serviert" bekommen können) und nicht zuletzt Schule und Lehrer. Es sollte zu denken geben, wenn Schüler begeistert auf die Strassen strömen, um anderen Intelligenz, Mitgefühl und Grundrechte abzusprechen und damit voll auf der Linie der Regierenden liegen - aber gleichzeitig geurteilt wird, sie rebellierten nicht und lehnten sich nicht auf. 
Diese Umschreibung passt nämlich auf einige Jugendorganisationen - und wie in der Medienwelt bin ich erstaunt und entsetzt, wenn die Haltung und die Außenwirkung dem entspricht, was totalitäre Staaten sich wünschten - nur ohne deren regide und perverse Lenkung wie HJ oder Jungpioniere.

Selbst die Studien attestiert, dass die hinter der Haltung stehenden Gedanken auf bestimmten "Werten" beruhte - es liest sich ein wenig wie aus dem Parteipgrogramm der Linken oder Grünen (oder SPD und CDU - wer kann die heute noch auseinander halten, wenn nicht an Gesichtern).

2 Kommentare:

  1. Bester Theodred!

    Ich rate dir dringend, den Artikel auf Tichys Einblick dazu zur Kenntnis zu nehmen. Inwiefern nämlich eine Studie, die unter 72 (!) Jugendlichen durchgeführt ist, irgendeine Relevanz aufweist, ist schon allein deswegen fragwürdig, weil diese nicht einmal in jedem Bundesland stattfand. Obwohl der Trend meiner persönlichen Alltagserfahrung entspricht, ist das alles jedoch auf wissenschaftlich-methodischer Basis höchst fraglich.

    http://www.rolandtichy.de/feuilleton/medien/jugend-im-neo-konventionalismus-mainstream-supertolerant-ueberangepasst-kuschelkurs/

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    1. Danke für den Hinweis. Das ist in der Tat eine wichtige Information. Erstaunlich, wie wenig dies in den Medien beachtet wurde.
      Nochmals ergebensten Dank.

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