Samstag, 12. März 2016

Typisch Frau, typisch schlecht bezahlt, typisch halbe Geschichte

Wenn es ein verbreitetes Narrativ gibt, dann die "Gender Gap", die Kluft zwischen der Bezahlung die Männer und Frauen "für die gleiche Arbeit" erhalten. Bis vor wenigen Jahren habe auch ich fest an diese Behauptung geglaubt - sie ist die einzig zulässige Meinung in diesem Konflikt. Jeder, der anderes behauptet ist ein Frauenfeind. Misogyn. Punkt.

In Deutschland wie in den USA wird ständig auf Studien verwiesen, welche behaupten, dass jede Frau pro verdientem Dollar oder Euro eines Mannes nur 3/4 oder gar 1/2 davon nach Hause tragen kann. Bei gleicher Arbeit.
Nur sind diese Studien so wissenschaftlich wie der Versuch, durch das Anhalten der Luft den Bedarf des Körpers an dem in der Luft enthaltenen Wasserdampf zu beweisen. Immerhin wird man ja blau (als Mensch mit weißer Hautfarbe, Schlümpfe eher Lila)...
Die Behauptung wurde durch Ökonomen schon vor Jahren als falsch klassifiziert, sogar von einer Studie der feministischen American Association of University Women (AAUW), die in einer sehr ausführlichen Studie die Hintergründe belegte - und diese Studie nur wenige Monate nach Veröffentlichung wieder vom Server nahm, nachdem es zu lautstarken Studentinnen und Dozentinnenprotesten gekommen war.
Der in diesen Widerlegungen beleuchtete Fakt, dass Einkommen tatsächlich etwas mit vielen Faktoren wie Qualifikation, Berufswahl, Überstundenzeit, Zulagen (bspw. Gefahreneinstufung) usw. usf. zu tun hat scheint aber den meisten Feministinnen und Medienschaffenden zu komplex zu sein. Oder sie ignorieren ihn bewusst. Denn wenn man nicht einfach den Gesamtverdienst der Männer eines Landes mit dem der Frauen eines Landes vergleicht, sondern alle beeinflußenden Faktoren berücksichtigt, dann verschwindet die "Gap", der Unterschied bis auf nahezu Null (einverstanden, es bleiben unerklärte 2 cent im US Bereich - was nicht automatisch auf Diskriminierung schließen lässt, sie aber auch nicht ausschließt).
Selbst die "Zeit" hat den reinen Fakt erkannt und spricht für Deutschland von sieben Prozent unterschied nach "Bereinigung". Nur um dann den Abschluss doch noch so zu drehen, wie es sein soll:
Der Grund für diese Differenz lässt sich nicht eindeutig belegen, aber es liegt nahe, dass auch das Geschlecht für ungleiche Bezahlung sorgt. 
Also sind von den 22%, die im Artikel als Ausgang der "unbereinigten" Aufstellung am Ende noch sieben Prozent übrig. Aber obwohl wir nicht eindeutig sagen können, woher die kommen, müssen diese dann ja auf jeden Fall am Geschlecht kleben, wenn es schon die anderen 15% nicht taten...
Ist nicht vielmehr anzunehmen, dass bei der Berechnung bestehende Ungenauigkeiten sich summieren? Ist es nicht vielmehr möglich, dass die Bereinigung nicht vollständig ist, weil wir eben auch nicht alle Faktoren kennen (können)?
Nein, es muss so sein, wie es der Feminismus diktiert. Sexismus ist schuld. Und nichts anderes.

Dreist wird es aber auch, wenn eine Zeitung wie die FAZ sich dieser Informationen bewusst ist, sie aber im Text versteckt nach der Überschrift, die aus den ersten beiden "Typisch" in meiner hier angebrachten Titelzeile besteht.
Nach einer Einleitung, die über die mangelhafte und ungerechte Bezahlung jammert, kommt nämlich folgende Information:
Eine Erklärung für die bessere Bezahlung in Männerberufen sei der höhere Anteil von akademischen Abschlüssen, erklärte das DIW. Ein Vergleich der zehn am häufigsten ausgeübten Frauen- und Männerberufe zeige, dass die häufigsten Männerberufe, nämlich  Softwareentwickler, Unternehmer und Ingenieur, eine langjährige Qualifikation erfordern, während dies bei den häufigsten Frauenberufen nur auf Sozialpädagoginnen zutreffe.
Aha. Also wählen die Frauen andere Berufe. Werden sie dazu gezwungen? Das konnte bislang keine Studie beweisen - obwohl es versucht wurde.
Sind sie ausgeschlossen von der "nicht typischen" Berufswelt? Nein, im Gegenteil. Es gibt eine große Zahl an Förderprogrammen, die versuchen Frauen in "Männerberufe" zu integrieren und Aufnahmebedingungen sind, bspw. bei der Bundeswehr für Frauen extra herabgesetzt worden, Mindestanforderungen für sie (nicht für männliche Kollegen) reduziert. Ganz zu schweigen von den vielen "girls day" "Weltfrauentag" und anderen "Feiertagen" an denen nochmal eine Schippe aufgelegt wird.
Würde ein Mann im gleichen Beruf mehr verdienen?
Nein. Im Gegenteil. In vielen "Frauenberufen", wie Modell, verdienen Männer auch heute und in Europa noch im Schnitt dramatisch weniger. Da aber die Gagen individuell sind, also auch unter Frauen drastische Gefälle aufweisen, wird dies akzeptiert.
Sonst gelten in der gesamten westlichem Hemisphäre Gleichstellungsgesetze, die eine unterschiedliche Bezahlung aufgrund des Geschlechtes verbieten. Eine Frau am Fließband verdient für die Arbeit genauso viel pro Stunde, wie der Mann ihr gegenüber.
Plus: die Zufriedenheit mit dem Job, der Arbeitsstelle ist bei Frauen sowohl in der Berufsauswahl bedeutender, als in Umfragen deutlich höher als bei Männern. Vor fünf Jahren fragte das Unternehmen Accenture nach, zur 100. Wiederholung des Weltfrauentages (hätten sies gewusst, dass es den schon so lange gibt?). Und das Ergebnis war ebenso eindeutig, wie die Reaktion darauf. Frauen waren generell zufriedener, hatten auch nicht das Bedürfnis aufzusteigen oder härter an der Karriere zu arbeiten (oder arbeiten zu können). Ergebnis: die Leiterin machte es wie später noch zu lesen die Leiterin des DIW und verkündete als Allwissende: die Frauen wären so unterdrückt, dass sie sich schon dran gewöhnt hätten. Mit anderen Worten, eine Frau die zufrieden ist, weiß nur nicht, dass sie unzufrieden (zu sein hat oder) ist.

Aber natürlich geht es im eigentlichen Artikel noch weiter:
Doch selbst Frauenberufe mit akademischer Ausbildung werden laut DIW „deutlich schlechter“ bezahlt als Männerberufe. So habe eine Sozialarbeiterin 2014 für eine Stunde Arbeit im Schnitt 16 Euro brutto erhalten, während es im männlich dominierten Ingenieursberuf durchschnittlich 29 Euro gab. Da die Bildungsdauer in beiden Berufen mit 15 Jahren gleich lang sei, könne daraus geschlossen werden, „dass Erwerbstätige in diesen Männerberufen stärker von ihrer Investition in Bildung profitieren", erklärte das DIW.
Da werden also zwei Berufe in ihrer Bezahlung auf der Basis ihrer Ausbildungsdauer verglichen - und sonst nicht. Nichts über Arbeitszeiten, Anforderungen, Überstundenzeiten etc. Auch nichts über Vergünstigungen und Vorteile der jeweiligen Arbeitsstellen.
Warum? Weil sonst das Bild deutlich schwieriger mit zwei Farben zu malen wäre.
Hier mal eine PDF zum "Berufsfeld" Sozialarbeiter.
In diesem Berufsfeld kann man also auf eine breite Basis von Tätigkeiten zugreifen und weit gefächerte Berufe vorfinden. Von Beratungstätigkeit, Büroarbeit bis hin zu Streetworkern und Hilfsstellenleitungen. Dabei sind Dinge wie "Verschwiegenheit" und "soziale Kompetenz" (der Umgang mit Menschen) wichtige Qualifikationen (die oft nicht erfüllt werden, aber das ist ein anderes Thema).
Gerade verbeamtete erleben derzeit eine Welle von Überstunden, aber gefährliche Einsätze sind generell seltener und verbeamtete Frauen dürfen sich über eine bevorzugte Behandlung in der Schwangerschaft und frühen Mutterzeit freuen. Bevorzugt in Relation zur freien Wirtschaft. Welche Sozialarbeiterin kennt nicht Kolleginnen, die, kaum verbeamtet Schwanger wurden und kurz bevor sie aus dem Mutterschutz sollten bereits in den nächsten rutschten?


Wie siehts denn beim Ingenieur aus?  Auch hier mal exemplarisch ein Berufsfeld - allerdings ist dies Werbung und nicht reine Information. Schon die Betonung der Spezialisierungsfelder macht klar: mal eben so in einem anderen Feld anheuern ist nicht so leicht.
Und um eine Pointe direkt weg zu nehmen: Facility Management hat auch heute noch, entgegen der dabei zu findenden Behauptung, den Ruf eines überbezahlten Hausmeisters (der oft ebenfalls diese Bezeichnung trägt) und ist, trotz Studiums, kein "hochangesehener Beruf" - was die Abschlussbehauptung der DIW-Leiterin zumindest ankratzt.
Wird ein weiblicher Ingenieur Schwanger muss sie so lange und so schnell wie möglich Arbeiten bzw. zurückkehren, um den Betrieb nicht zu viel zu kosten

Da ich behaupten kann, einige Ingenieure (in dem weiten Sinne des Artikels) zu kennen und mehrere zu meinem Freundeskreis zähle: regelmäßige Arbeitszeiten - Pustekuchen. Wenn der Ingenieur nicht im Planungsbüro sitzt, sollte er auf Baustellen oder im Werk sein. Überstunden sind die Regel, nicht die Ausnahme. Die Verantwortung die viele tragen bezieht sich direkt auf Menschenleben. Die Brücken müssen tragen und stabil sein, die Achterbahn sollte nirgendwo plötzlich zu klein sein und jede Unfallgefahr muss ausgeschlossen werden (so weit möglich). Er trägt die Verantwortung der Menschen, die auf seine Arbeit vertrauen. Wer jetzt vergleichen will mit einem Streetworker, der, wenn er nicht auftaucht und saubere Spritzen verteilt schuld an Krankheit und Tod von Süchtigen trüge, der entmündigt die Letztgenannten und erteilt ihnen eine Anspruch, den sie nicht haben. Anders als bspw. zahlende Besucher eines Freizeitparks oder Verkehrsteilnehmer - oder Schlittschuhläufer in einer Eishalle...

Selbstständige Ingenieure, die es weit öfter gibt als selbstständige Sozialarbeiter (und in Relation geradezu im umgekehrten Verhältnis existieren), haben als solche noch weniger Freizeit, noch mehr Verantwortung und von "Sicherheit" im Beruf wie finanziell kann man träumen oder sie hart erarbeiten.
Umgekehrt gibt es weit mehr Studentinnen in den sozialen Feldern als insgesamt Studenten (und -innen) im Ingenieurswesen. Angebot und Nachfrage von Arbeitsleitung.

Dies und viel mehr ignoriert die Behauptung des DIW. Aber warum? Die Antwort findet sich am Schluss.
Die schlechte Bezahlung im von Frauen dominierten Bereich Pflege, Erziehung und Soziales sei auch darauf zurückzuführen, dass einige der Tätigkeiten „in der Vergangenheit vor allem in den Bereichen Kinderbetreuung und Altenpflege unbezahlt von Frauen in Familie geleistet wurde“, erklärte die DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst. Eher von Männern wahrgenommene Tätigkeiten erführen eine höhere Wertschätzung. Obwohl sowohl die Altenpflegerin als auch der Techniker im Schnitt zwölf Jahre in ihre Bildung investierten, erhalte die Altenpflegerin zwölf Euro brutto pro Stunde und der Techniker 18 Euro. Beide Berufsgruppen kämpfen aktuell damit, genügend geeignete Kräfte für ihre offenen Stellen zu finden.
Obwohl die erste Behauptung schon im Artikel selbst widerlegt wurde (Stichwort Qualifikation), wiederholt die Leiterin die Behauptung. (Nebenbei: wenn Männer von Diskriminierung von Männern sprechen, wird ihnen ihr eigenes Geschlecht als Unglaubwürdigkeit, als Befangenheit, angerechnet - nicht so umgekehrt).
Auch die Tatsache, dass diese Leistungen von Familienmitgliedern geleistet WERDEN ist keine Sache der Diskriminierung sondern der Lebensrealität. Wenn die Menschen ihre Autos selbst reparieren könnten, würden Automechaniker vermutlich weniger Kunden haben und darum bessere Preise bieten, damit aber weniger verdienen.... Marktwirtschaft für Anfänger.
Die Rechnung unserer Gesellschaft: wir brauchen zwei Einkommen. Um diese zu haben müssen unsere Kinder in Kindergarten und -betreuung. Diese ist sauteuer (unsere Erstgeborene würde im Kindergarten über 1000 € pro Monat kosten - was bei bald zwei Kindern bedeutet: 2000 €. Ohne Verpflegung und für eine Halbtagsbetreuung) - und lässt natürlich weniger Zeit für Eltern und Kinder gemeinsam. Also geht die Masse (bei uns mehr) des zweiten Einkommens in die Kinderbetreuung - man arbeitet also (fast) umsonst...
Also müssen die Preise gedrückt werden. Am Beispiel der Altenpflege sieht man dies. Weil Familien es sich oft gar nicht leisten können, eine hochqualifizierte Betreuung für die Oma zu bezahlen und die Zuschüsse hinten und vorne nicht ausreichen um ihr überhaupt Kost und Logie zu bezahlen, wird eine "Polin" engagiert. Eine Pflegerin aus Polen oder anderen Oststaaten, die wenig Geld nimmt, meist sehr fleißig sind und sich in einer Fremdsprache mit alten Menschen unterhalten müssen, die oft unter Demenz und ähnlichem leiden...

Was das DIW ebenfalls nicht berichtet: die Zahl der Unfälle am Arbeitsplatz ist bei Männern dramatisch höher. Allgemeine Unfälle treffen sie zu 80%, tödliche Unfälle zu 95%.
Warum? Interessiert keine Feministin.
Hier geht es um Männerleben. Die sind keine Schlagzeile wert. Wird doch auch bei jedem Unglück betont: "unter den Verletzten und Toten sind auch Frauen und Kinder." Denn ohne diese Opfer wäre es weniger schlimm...

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