Donnerstag, 10. Dezember 2015

Als Multikulti noch eine Chance hatte

Antje Sievers hat auf ihrem Blog ein wenig in Erinnerungen geschwelgt und das Jahr 1984 als Ausgangspunkt für einen Blick auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte in Deutschland gewählt. Es geht ihr dabei um einen Zustandsbericht unserer orientalischen und muslimischen Zuwanderer - aus der Perspektive einer Bauchtänzerin und Bauchtanzlehrerin.
Sehr lesenswert und ein wenig nostalgisch. Damals hatte das Miteinander verschiedener Kulturen noch eine Chance - wenn man auf Integration und Werteangleichung bestanden hätte.

Hier ein Auszug:
Bei meinem ersten Auftritt vor rein orientalischem Publikum starb ich beinahe vor Lampenfieber. Damals waren Türken nämlich überzeugt davon, dass deutsche Frauen nicht bauchtanzen könnten. Als der Bandleader eine deutsche Tänzerin ansagte, brachen sechs- oder siebenhundert türkische Gäste in enttäuschtes Stöhnen aus. Manchmal wächst man über sich selbst hinaus. Die geballte Abneigung rief meinen Kampfgeist heraus, und eine dreiviertel Stunde, drei Zugaben und sechshundert D-Mark Trinkgeld später ging ich als Siegerin aus der Arena. Ich war sozusagen stehend durchs Ziel gerauscht. Das war es doch: Multkulti in der schönsten Form.Etwas, das damals weder bei mir, noch bei meinen Schülerinnen, noch bei meinem Publikum jemals thematisiert wurde, war der Islam. Aber diese Zeiten sollten sich noch ändern.Im Laufe der Jahre kamen immer weniger orientalische Frauen in meine Kurse und ich hatte immer seltener Auftritte auf türkischen Beschneidungsfeiern und arabischen Hochzeiten. Etliche meiner deutschen Schülerinnen lebten in Beziehungen mit muslimischen Männern, deren Verhalten sich kaum von dem der gleichaltrigen Deutschen unterschied. Es wurde genau so Party gemacht, getrunken und geraucht wie überall. Oft änderte sich das nach der Hochzeit radikal.

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