Freitag, 5. Juli 2013

Moment mal! UPDATE

Vor zwei Tagen schrieb ich in meinem Kommentar "Zeitalter der Toleranz?" von der Meldung, eine muslimische Studentin habe aus verletzten religiösen Gefühlen ein Exponat einer Comic-Ausstellung an der Uni Essen beschädigt. Dieses sei daraufhin aus der Ausstellung genommen, die Uni bittet zum Gespräch.
Das scheint nicht ganz zu stimmen - oder doch - oder wie jetzt?
Die TaZ (ja, mich wundert es auch) berichtet nun genauer über ihr vorliegende Infos zum Fall. Nach ihren Informationen geht es nicht (nur) um verletzte religiöse Gefühle, sondern um Antisemitismus oder zumindest Israelhass. Sie berichtet darüber, dass es nicht jene Seite aus "Habibi" sei, die beschädigt wurde - obwohl die Studentin sich sehr wohl daran verging und sich so scheinbar dem "Protest" anderer anschloß - sondern eine Collage aus Bildern des Comics "Blutspuren" der israelischen Künstlerin "Rutu Modan" die eine Friedensdemo zeigte. Diese habe die Muslimin zerschnitten und die Reste ausgehändigt. Sie wurde mittlerweile von einem Rechtsanwalt verklagt - viel Glück dieser Klage an dieser Stelle.
Die Uni selbst behält sich derlei vor - und bittet wie bereits berichtet erstmal zum Gespräch. Gleichzeitig wird es ein Kolloquium geben. Titel soll sein: "Hochschule und Meinungsfreiheit".
Sollte das so nun stimmen, ist die Sache noch ernster, als ich vorher dachte.

Meine Meinung:entweder geniesst da jemand einen Bonus um solch milde Reaktion auf so eine Tat zu erhalten oder die Uni ist nicht in der Lage die Meinungsfreiheit, über die sie diskutiert, auch umzusetzen.

UPDATE:
Der Tagesspiegel berichtet ebenfalls darüber und bringt es auf den Punkt.
Als "Protest" gegen den gewaltsamen Übergriff auf Kunstwerke wäre es bereits ein Kniefall vor dieser Gewalt und Geisteshaltung gewesen, die Stücke nicht wieder zu präsentieren. Die ganze Ausstellung einen Monat früher zu schließen und dann dreist zu behaupten, es handele sich um einen Protest in Form einer Schließung ein paar Tage früher ist eine dreiste Feigheit. Ja, das ist ein Oxymoron. Wie man kann gleichzeitig dreist und feige sein? Ganz einfach - dreist in die eine Richtung und feige gegenüber einer anderen. Diesmal wird man dreist, um zu überspielen, wie feige man ist an der Uni Essen.
"What Comics can do" - das bemerkt die Redakteuerin goldrichtig - das wäre doch nun die ideale Gelegenheit dieses Medium als "Beweger" wiederzugeben. Da gibt es das ganz große und bedeutende "Persepolis", ein Comic einer Perserin, die von ihrer Kindheit und der Geschichte des Iran erzählt, von den Zuständen, ihrer Flucht und dem Zustand zwischen den Welten.
Den Bogen zu schlagen - das hat die Uni nicht getan. Eine verpasste Chance. Oder besser: so viele in einer.
Christiane Peitz führt dann eine Reihe von Reaktionen der letzten Jahre und Jahrzehnte ins Feld, die nach dem gleichen Muster ablaufen - ein Armutszeugnis für die Freiheit in Europa im 20. und 21. Jahrhundert, welches so gerne hochmütig auf die ferne Vergangenheit und die eigene Kultur blickt.
Welchen Lehreffekt diese Selbstzensur und dieser massive Täuschungsversuch hat deutet sie ebenfalls an. Gewalt - das ist eine Lösung. Zufrieden bemerkte das ja die muslimische Vertretung an der Uni, und unbewusst werden das auch alle anderen lernen.

Und noch eine Ebene, die der Tagesspiegel  nicht abdeckt. Stets wird versichert, Antisemitismus sei dem Islam nicht zu eigen. Das sich die Gegenbeispiele türmen wird konzentriert ignoriert.
Und das diese Handlung kein Akt von "miteinander", von "ankommen in Europa", von "gehört zu Deutschland" ist ebenso. 
Und das sich hier Muslime empören und gewalttätig aktiv werden, weil ein Schriftzug aus ihrer Religion neben einer gewaltätigen Sexszene, die einen realen Teil orientalischer Geschichte wiedergibt während sie gleichzeitig nicht das geringste gegen Selbstmordattentäter, Attentate und Terroranschläge unternehmen die ebenfalls im Namen und unter massiver Symbolik, Rezitierung aus dem Koran und den Sunna geschieht vorbringen, geschweige denn unternehmen - ja fällt das denn niemandem auf?


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